FRAUENFELD (dpa-AFX) - Im Schweizer Prozess um die Veruntreuung von Millionen von Euro mit Hilfe des deutschen Betrugsunternehmens Flowtex hat die Staatsanwaltschaft am Dienstag langjährige Haft- sowie Geldstrafen gefordert. So soll die Hauptangeklagte - die Ex-Frau des einstigen Flowtex-Chefs Manfred Schmider alias "Big Manni" - nach dem Willen der Anklage wegen Geldwäsche und Veruntreuung für fünf Jahre und fünf Monate hinter Gitter.
Zudem soll sie eine Geldstrafe von 400 Tagessätzen bezahlen, deren Höhe noch zu bestimmen ist. Für den früheren Flowtex-Chef, der in Deutschland bereits eine mehrjährige Haftstrafe verbüßt hat, forderte die Staatsanwaltschaft vor dem Bezirksgericht Frauenfeld (Kanton Thurgau) weitere dreieinhalb Jahre Gefängnis. Ihm wird unter anderem Geldwäsche mit einer Schadenssumme bis zu 5 Millionen Franken vorgeworfen (4,6 Millionen Euro).
Die Anklage sieht es als erwiesen an, dass Gewinnen aus den Flowtex-Betrügereien in der Schweiz gewaschen und versteckt wurden. "Big Mannis" Ex-Frau hat dabei laut Staatsanwaltschaft Millionen nach einer "durchdachten Strategie" in der Schweiz beiseitegeschafft. "Sie wollte ihr Luxusleben ungerührt weiterführen", sagte der Staatsanwalt. Insgesamt gehe es um 25 Millionen Franken.
Die Frau habe auch die beiden gemeinsamen Kinder für die Veruntreuung instrumentalisiert. Für den Sohn (29) und die Tochter (27) fordert die Anklage Bewährungsstrafen von 20 Monaten. Zudem soll der Anwalt von Schmiders Ex-Frau wegen Geldwäsche, Beihilfe zur Veruntreuung und Urkundenfälschung für fünf Jahre ins Gefängnis.
Vom 16. November an hat die Verteidigung das Wort. Vorher wollen die Vertreter der Gläubiger noch Forderungen nach Millionenzahlungen aus beschlagnahmten Vermögenswerten geltend machen. Das Gericht will die Urteile Anfang Januar 2016 verkünden.
Immer wieder betonte der Ankläger, dass die Familie praktisch über kein legales Vermögen verfügt habe. Er sprach von "kontaminierten" Geldern. Damit sei in der Schweiz die Anschaffung umfangreicher Luxusgüter bezahlt worden: Juwelen, Grundstücke, eine Villa in St. Moritz, Gemälde und eine Yacht. Die Anklage beantragte die Einziehung von Bankguthaben in Höhe von 11,2 Millionen Franken sowie die Beschlagnahme von Schmuck, vier Chagall-Bildern und einem Grundstück.
Der vor rund 15 Jahren aufgedeckte Flowtex-Skandal war einer der größten Betrugsfälle der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Die von Schmider in Ettlingen bei Karlsruhe gegründete Firma hatte für Milliarden von D-Mark Spezialbohrgeräte für die unterirdische Rohrverlegung "verkauft", von denen die meisten aber nur auf dem Papier existierten. Schmider saß in Deutschland sieben Jahre in Haft, 2007 kam er frei. Er lebt heute auf Mallorca. Seine Familie war 2002 in die Schweiz umgezogen.