MARBURG (dpa-AFX) - Nach Einschätzung eines Rechtswissenschaftlers haben Schadenersatzklagen gegen VW (XETRA:VOW3)-Vorstände wenig Aussicht auf Erfolg, wenn diese wirklich nichts von den Manipulationen wussten. Auch nach Fehlspekulationen von Banken seien Manager für ihre Unternehmensführung nicht zur Rechenschaft gezogen worden, sagte Markus Roth von der Universität Marburg der Nachrichtenagentur dpa-AFX: "Es ist in der Finanzkrise weder hier noch in den USA ein Vorstandsmitglied größerer Banken erfolgreich auf Schadenersatz verklagt worden."
Ob VW-Vorstände zu wenig getan hätten, um Fehlverhalten wie die Manipulationen von Abgas-Messungen im Konzern zu verhindern, sei außerdem unklar. "Im Fall VW liegen noch zu wenig Fakten auf dem Tisch, um das zu beurteilen", sagte Roth. Allerdings haben Ermittler noch Zeit, um mehr über die Vorgänge herauszufinden: "Es gab lange eine Verjährungsfrist von fünf Jahren, im Zuge der Finanzkrise ist das auf zehn Jahre hochgesetzt worden." Der Jurist Marcus Lutter hatte in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gefordert, dass der VW-Konzern eine Klage gegen seine Manager vorbereiten soll, die bereits vor Bekanntwerden der Manipulationen im Amt waren. Die Gehälter dieser Vorstände solle der Konzern bis auf einen Betrag von zum Beispiel 6000 Euro einbehalten, um schon einmal Reserven für mögliche Schadenerstatzzahlungen anzulegen.