n (Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs)
LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF spürt die Abkühlung der Weltkonjunktur und kappt seine Ziele für das kommende Jahr. Die Voraussetzungen für die ehrgeizigen Annahmen seien nicht eingetreten, "stattdessen hat sich das wirtschaftliche Umfeld weiter eingetrübt", sagte Vorstandschef Kurt Bock bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal am Freitag. Die politischen Krisen in der Welt und die unsichere Entwicklung der Weltwirtschaft hätten die Nachfrage nach Chemieprodukten deutlich gedämpft. Daher dürften 2015 beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) statt der zunächst erwarteten 14 Milliarden Euro nur noch 10 bis 12 Milliarden Euro erreicht werden.
Auch der angepeilte 80-Milliarden-Euro-Umsatz rückt nicht zuletzt deshalb in die Ferne, weil BASF sein Gashandels- und Gasspeichergeschäft im Tausch an den russischen Energiekonzern Gazprom noch bis zum Jahresende abgeben will. Dies mindere den Umsatz um fast 12 Milliarden Euro und das Ebitda um 500 Millionen Euro.
AKTIE FÄLLT AN DAS DAX-ENDE
An der Prognose für das laufende Geschäftsjahr - ein leicht steigendes operatives Ergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen (2013: 7,19 Milliarden Euro) und ein leicht sinkender Umsatz (2013: 73,9 Milliarden Euro) - hält das Unternehmen fest. Dabei erwartet Bock im vierten Quartal keine Belebung der Nachfrage. Die im Dax F:DAX notierte BASF-Aktie reagierte mit einem Kursverlust auf die Nachrichten und lag am Nachmittag mit einem Minus von mehr als drei Prozent am Index-Ende. Das gesenkte Gewinnziel für 2015 dürfte die gute Entwicklung aus dem dritten Quartal überlagern, schrieb ein Händler.
Die bereits 2011 formulierten Ziele für 2015 hatte BASF unter die Voraussetzung gesetzt, dass sich die Wirtschaft in den Kernmärkten erholt und sich die Margen bei wichtigen Grundprodukten verbessern. "Das ist nicht eingetreten", sagte Bock. Erwartet wird nun, dass das niedrigere Marktwachstum und die geringeren Margen das Ebitda je um eine Milliarde Euro drücken. Bereits Unternehmenschef Ton Büchner vom niederländischen Konkurrenten Akzo Nobel sprach bei Vorlage der Zahlen am Montag von einem unerwartet schwierigen Marktumfeld.
SPARMODUS SOLL FORCIERT WERDEN
Der BASF-Chef will nun den Sparkurs verschärfen. Ab Ende 2015 sollen die Kosten nun um 1,3 Milliarden Euro sinken - 300 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. "Wir sind schon in einem generellen Sparmodus", sagte er. Seit Monaten baut der Konzern um und verkauft Unternehmensteile, etwa das Geschäft mit Textilchemikalien. Ab 2017 sollen die Kosten dadurch um 500 Millionen Euro niedriger ausfallen.
Im vergangenen dritten Quartal schlug sich der Konzern insgesamt wacker. Die Erlöse wuchsen dank stark gestiegener Mengen im Erdgashandelsgeschäft um 3,3 Prozent auf 18,31 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie Sondereinflüssen stieg dank der Beiträge von Öl und Gas sowie der Chemiesparte um 8,9 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro. Der Gewinn sank wegen höherer Steuern und gestiegener Anteile Dritter um 4,8 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro. BASF profitierte auch von einem gut laufenden Petrochemie-Geschäft in den USA. Weniger verdiente das Unternehmen mit Chemikalien für die Landwirtschaft. Dort erwartet BASF-Finanzchef Hans-Ulrich Engel aber eine gute Saison in Lateinamerika. Den Ukraine-Konflikt bekommt BASF deutlich zu spüren. "Wir haben dort einen Rückgang von 25 Prozent", sagte Bock. Zwar sei das Geschäft in Russland nicht so stark geschrumpft, aber der Rückgang sei merklich.en/stb
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