(Neu: Pressekonferenz, Zukäufe, Kurs)
DARMSTADT (dpa-AFX) - Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der Pharma- und Chemiekonzern Merck den Konzerngewinn noch mehr als verdoppelt. Für 2014 blicken die Darmstädter hingegen wegen des starken Euro weit vorsichtiger in die Zukunft. So sollen zwar die Umsatzerlöse ohne Zukäufe und Währungseffekte leicht steigen. Allerdings dürfte das Wachstum durch 'anhaltend negative Wechselkurseffekte' aufgezehrt werden, sagte Unternehmenschef Karl-Ludwig Kley am Donnerstag in Darmstadt. Der Dax-Konzern rechnet daher mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau. Auch das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vor Sondereinflüssen soll stabil bleiben.
Den Börsianern schmeckte der Ausblick gar nicht: Die Aktie verlor 4,52 Prozent auf 119,35 Euro. Analystin Marietta Miemitz von Equinet nannte den Ausblick 'konservativ'.
GEWINNSPRUNG IM VORJAHR
Bereits im Vorjahr hat sich der starke Euro in der Bilanz der Darmstädter bemerkbar gemacht. Zwar konnte Merck den Überschuss mit 1,2 Milliarden Euro mehr als verdoppeln, doch das lag vor allem an den niedrigeren Kosten für den Konzernumbau, mit dem die Hessen das Pharmageschäft profitabler aufstellen wollen. Der Umsatz fiel jedoch wegen der Wechselkurseffekte um 0,4 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro.
In der größten Sparte Merck Serono, in der Merck sein Geschäft mit patentgeschützten Medikamenten gebündelt hat, sank der Umsatz um 0,7 Prozent auf rund 6 Milliarden Euro. Die Sparte steuert mehr als die Hälfte zum Umsatz und zum bereinigten Ebitda bei. Bei dem umsatzstärksten Medikament, dem Multiple-Sklerose-Mittel Rebif, bekam Merck erneut den schärferen Wettbewerb in den USA zu spüren. Dieser dürfte sich 2014 noch verstärken, sagte der scheidende Finanzchef Matthias Zachert.
In der margenträchtigen Sparte Performance Materials, zu der auch die lukrativen Flüssigkristalle gehören, führte der starke Euro zu einem Umsatzrückgang um 1,9 Prozent auf 1,64 Milliarden Euro. Die Kristalle werden in Laptops, Flachbild-Fernsehern und Handy-Displays eingesetzt.
MERCK WIRD PROFITABLER
Operativ macht Merck weitere Fortschritte: 'Wir haben unsere Kosten schneller als geplant gesenkt und waren noch nie so profitabel wie heute', sagte Kley. Der Großteil des Sparprogramms soll bis Ende 2014 abgeschlossen sein. Bis Ende 2013 wurden 325 Millionen Euro an Einsparungen erzielt - 45 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Von 2018 an sollen dann jährlich 385 Millionen Euro gespart werden. Das bereinigte Ebitda stieg im Vorjahr um 9,7 Prozent auf 3,25 Milliarden Euro. Auch die Ebitda-Marge vor Sonderposten zog um fast drei Prozentpunkte auf 30,4 Prozent an.
Merck habe eine fast schuldenfrei Bilanz und könne in den kommenden Jahren Übernahmen in Höhe von mehreren Milliarden stemmen, sagte Zachert. Nach 1,93 Milliarden Euro Ende 2012 standen Ende Dezember noch Nettofinanzverbindlichkeiten von 307 Millionen Euro in den Büchern. Der Mittelzufluss blieb mit 2,96 Milliarden Euro auf hohem Niveau. Kley zeigte sich weiter zuversichtlich, die Übernahme von AZ Electronic im ersten Halbjahr abschließen zu können. Die Angebotsfrist hatte Merck zuletzt bis zum 14. März verlängert.
Neben möglichen weiteren Zukäufen muss sich Merck zunächst aber erst einmal nach einem neuen Finanzchef umsehen. Matthias Zachert wird nämlich am 31. März aus der Geschäftsleitung von Merck ausscheiden und den Chefposten beim Chemiekonzern Lanxess übernehmen. Ein Nachfolger für ihn stehe noch nicht fest, sagte sein bisheriger Vorstandskollege Kley.br