(Neu: Aussagen von Merck-Chef Kley zu Zukäufen, mehr Details)
DARMSTADT (dpa-AFX) - Die Nachfrage aus den Schwellenländern und geringere Kosten haben dem Pharma- und Chemiekonzern Merck ETR:MRK zu einem kräftigen Gewinnanstieg verholfen. Unter dem Strich sei der Überschuss im ersten Quartal um mehr als ein Fünftel auf 325 Millionen Euro gestiegen, teilte das im Dax notierte Unternehmen am Donnerstag in Darmstadt mit. Nach der erfolgreichen Übernahme von AZ Electronic passte Merck-Chef Karl-Ludwig Kley die Erwartungen für 2014 nach oben an und rechnet nun mit "einem moderaten Anstieg" der Umsatzerlöse und des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vor Sondereinflüssen. Bisher war nur das Vorjahresniveau in Aussicht gestellt worden.
Und die Darmstädter wollen nach dem Abschluss eines Großteils des Konzernumbaus und der AZ-Übernahme wieder auf Einkaufstour gehen. Dass Merck die ein oder andere Übernahme stemmen kann, daran lässt Kley keine Zweifel. Merck sei de facto schuldenfrei. Diesen Spielraum wolle das Unternehmen nutzen. Die USA und die Schwellenländer seien "interessante Ziele für Zukäufe" sagte Kley in einer Telefonkonferenz. Im ersten Quartal trugen die sogenannten Emerging Markets bereits gut ein Drittel zum Konzernumsatz bei.
SCHULDENFREIE MERCK SIEHT SPIELRAUM FÜR ZUKÄUFE
Merck will vor allem das Pharmageschäft mit den Sparten Merck Serono und Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) durch Partnerschaften oder Zukäufe ausbauen. Bei Merck Serono, der Sparte mit patentgeschützten Medikamenten, fehlt es an schlagkräftigen neuen Medikamenten. Die Sparte mit den beiden Kernprodukten Rebif zur Behandlung von Multipler Sklerose und dem Krebsmittel Erbitux steuert mehr als die Hälfte zum Umsatz und zum bereinigten Ebitda der Merck-Gruppe bei. Im ersten Quartal profitierte Merck bei Rebif ungeachtet des harten Wettbewerbs in den USA erneut von Preiserhöhungen, die den Volumenrückgang mehr als ausgeglichen hätten.
Auch das Consumer Health-Geschäft mit Produkten wie der Muskelsalbe Kytta oder dem Vitaminprodukt Cebion will Merck mit Zukäufen ausbauen. Wenig Chancen rechnet sich das Unternehmen in der Sparte allerdings für Übernahmen in den USA und Japan aus. "Bei den Preisen, die derzeit gezahlt werden, sehe ich nicht, dass da viel Wachstum durch Zukäufe realisierbar sein wird", sagte Kley.
RAUER WIND VON DER WÄHRUNGSSEITE
Im ersten Quartal blies den Hessen von der Währungsseite ein rauer Wind entgegen: Während der Umsatz ohne Zukäufe um 3,7 Prozent zulegen konnte, ergab sich wegen der Euro-Stärke im Vergleich zum japanischen Yen und zum US-Dollar ein leichter Rückgang auf 2,6 Milliarden Euro (VJ: 2,7).
Auch im weiteren Jahresverlauf werde der starke Euro belasten. 2014 werde mit einem negativen Währungseffekt von drei bis vier Prozent gerechnet, sagte Kley. Merck bleibe daher vorsichtig. Beim Umsatz peilt das Unternehmen nun etwa 10,9 bis 11,1 Milliarden Euro (VJ: 10,7) an.
Auf Ergebnisseite sah es im ersten Quartal besser aus als beim Umsatz. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg trotz deutlich gesunkener Lizenz- und Provisionserlöse auf 807 Millionen Euro (VJ: 801). Das Ebitda vor Sondereinflüssen soll im Gesamtjahr nun circa 3,3 bis 3,4 Milliarden Euro betragen (VJ. 3,3). Das Auslaufen von Lizenz- und Provisionserlösen sowie Währungsbelastungen sollen durch Kosteneinsparungen ausgeglichen werden.
MERCK-AKTIEN DREHEN INS MINUS
Nach anfänglichen Kursgewinnen drehten Merck-Aktien ins Minus und gaben 1,13 Prozent auf 122,05 Euro nach. Das neue Ziel sehe auf den ersten Blick nicht schlecht aus, schrieb Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff.
Nach dem Abschluss der Übernahme der früheren Hoechst-Tochter AZ Electronic will Merck das Unternehmen nun von der Börse nehmen. Die Integration soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Mit dem Zukauf hatten die Hessen ihr lukratives Geschäft mit Produkten für die Elektroindustrie weiter ausgebaut.tb