(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz)
DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck (XETRA:MRK) setzt trotz des jüngsten Rückschlags bei einem Krebsmittel auch weiterhin klar auf das Pharmageschäft. Von 2017/2018 an seien Umsätze aus den derzeit in der Entwicklung steckenden neuen Mitteln zu erwarten, sagte der stellvertretende Konzernchef Stefan Oschmann am Donnerstag bei einer Investorenkonferenz in Darmstadt. Er soll im kommenden Jahr das Steuer von Karl-Ludwig Kley übernehmen.
Im kommenden Jahr will Merck auch mehr Geld in die Erforschung von neuen Arzneimitteln stecken. In die Pharma-Forschung sollen zusätzlich 250 Millionen Euro fließen. Allein in der Forschung rund um die Immuntherapie von Krebs rechnet der Konzern mit um 150 bis 200 Millionen Euro höheren Investitionen. Mit der größten Übernahme in der Firmengeschichte, Sigma-Aldrich, hatte der Konzern zuletzt sein Laborgeschäft gestärkt.
Am Montag hatte der Konzern die Forschung an einem erfolgversprechenden Krebsmittel kurz vor dem Ziel weitgehend eingestellt. Der Medikamenten-Kandidat Evofosfamide gegen Bauchspeicheldrüsen- und Weichteilkrebs soll nicht zur Zulassung eingereicht werden, weil Studien die Erwartungen nicht erfüllten. Aus Oschmanns Sicht zeigt dieses Vorgehen, dass Merck aus der Vergangenheit gelernt habe. Die finanziellen Folgen wollte der Konzern noch nicht beziffern. Derzeit laufe noch eine Phase-II-Lungenkrebs-Studie mit dem Kandidaten.
Den letzten größeren Forschungserfolg hatte Merck 2003 mit der Zulassung des Krebsmittels Erbitux. Danach herrschte Flaute in Darmstadt. Derzeit forscht Merck noch gemeinsam mit Pfizer (XETRA:PFE) (NYSE:PFE) am Krebsmittel-Kandidaten Avelumab. Das Mittel wurde von der US-Gesundheitsbehörde FDA unter anderem in einer Indikation als sogenannte Breaktrough Therapy eingestuft, eine Art vorzeitiger Ritterschlag in der Branche.