(Neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, Aktienkurs, Zukunft LSG Sky Chefs, Details)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Schnee, Streik und der teure Konzernumbau haben die Lufthansa zum Jahresstart deutlich in den roten Zahlen gehalten. Der saisontypische operative Verlust fiel im ersten Quartal mit 359 Millionen Euro exakt so hoch aus wie ein Jahr zuvor, wie Europas größte Fluggesellschaft am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Analysten hatten Besseres erwartet. Finanzchefin Simone Menne rechnet 2013 dennoch mit mehr Gewinn im operativen Geschäft. Für Planungssicherheit sorgt dabei die frische Tarifeinigung für die 33.000 Beschäftigten am Boden.
Die Lufthansa-Aktie startete mit einem Kurssprung um fast sechs Prozent in den Tag. Am späten Vormittag lag das Papier noch mit 1,97 Prozent im Plus bei 15,475 Euro. Analyst Dirk Schlamp von der DZ-Bank wertete vor allem die Verständigung mit Verdi positiv.
SCHRUMPFKURS HILFT
Zum Jahresstart kam der Lufthansa neben volleren Fliegern der selbstverordnete Schrumpfkurs zugute. Obwohl der Vorstand das Flugangebot knapp drei Prozent zusammengestrichen hatte, blieb der Konzernumsatz mit 6,6 Milliarden Euro stabil. Alleine das Passagiergeschäft unter der Marke Lufthansa verringerte seinen operativen Verlust um 15 Prozent. Auch bei Austrian Airlines ging das Minus zurück, die Swiss geriet dagegen tiefer in die Verlustzone. Die Frachtsparte Lufthansa Cargo konnte ihren Gewinn ebenso steigern wie Lufthansa Technik und die Catering-Tochter Sky Chefs, die ein Jahr zuvor noch rote Zahlen geschrieben hatte.
Abfindungen im Zuge des Stellenabbaus und andere Kosten für das laufende Sparprogramm zehrten die erzielten Erfolge jedoch auf. Zudem führten außerplanmäßige Abschreibungen und eine Stichtagsbewertung in der Bilanz dazu, dass der Nettoverlust um fast 17 Prozent auf 459 Millionen Euro wuchs. Fluggesellschaften schreiben im Winter meist rote Zahlen. Ihre Gewinne fliegen sie großenteils im Sommer ein. Zudem belastete eine veränderte Bilanzierung der Pensionsverpflichtungen das Ergebnis: Finanzchefin Simone Menne wollte daher auf lange Sicht nicht ausschließen, dass sich die Lufthansa am Aktienmarkt frisches Kapital besorgt.
SPARPROGRAMM
Mit den Fortschritten im operativen Geschäft zeigte sich die Managerin unterdessen zufrieden. 'Unserem Ziel einer nachhaltigen Ergebnisverbesserung sind wir im ersten Quartal wieder einen Schritt näher gekommen', sagte sie mit Blick auf das Sparprogramm 'Score'. Der Vorstand will das operative Ergebnis des Konzerns bis zum Jahr 2015 um 1,5 Milliarden Euro steigern. 3.500 Arbeitsplätze stehen auf der Streichliste. Um die Kosten zu senken, übernimmt die Billigtochter Germanwings bis 2014 abseits der Drehkreuze Frankfurt und München alle Europastrecken, die bisher unter der Marke Lufthansa geflogen wurden.
Das Sanierungsprogramm kommt den Konzern teuer zu stehen. Im vergangenen Jahr fielen dafür Kosten in Höhe von 160 Millionen Euro an, 2013 soll es ähnlich viel werden. Im ersten Quartal waren es vor allem für Abfindungen bereits 64 Millionen. 'Die Kosten sind einmalig, die Ergebnisverbesserungen allerdings nachhaltig', sagte Menne. Positive Nachrichten gibt es bei den Treibstoffkosten: Sie sollen in diesem Jahr mit 7,0 Milliarden Euro um 200 Millionen geringer ausfallen als noch im März erwartet.
EINIGUNG MIT VERDI
Zudem drohen im Tarifstreit mit Verdi erst einmal keine Warnstreiks mehr. Am Mittwoch einigten sich beide Seiten vorläufig auf höhere Gehälter für die Beschäftigten am Boden. Auf die Laufzeit von 26 Monaten gesehen rechnet Finanzchefin Menne dadurch mit Mehrkosten in Höhe von 74 Millionen Euro. Verdi hatte nach Warnstreiks im März und April mit einem unbefristeten Ausstand gedroht. Bei dem ganztägigen Streik Anfang vergangener Woche war fast das ganze Lufthansa-Programm mit rund 1.800 Flügen ausgefallen. Eine Einigung mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit steht weiterhin aus.
Der erwogene Teilverkauf der Bordverpflegungssparte Sky Chefs ist unterdessen vom Tisch. Die Lufthansa wolle das Catering-Geschäft ohne Partner im Konzern weiterbetreiben, sagte Menne. /stw/fbr
FRANKFURT (dpa-AFX) - Schnee, Streik und der teure Konzernumbau haben die Lufthansa
Die Lufthansa-Aktie startete mit einem Kurssprung um fast sechs Prozent in den Tag. Am späten Vormittag lag das Papier noch mit 1,97 Prozent im Plus bei 15,475 Euro. Analyst Dirk Schlamp von der DZ-Bank wertete vor allem die Verständigung mit Verdi positiv.
SCHRUMPFKURS HILFT
Zum Jahresstart kam der Lufthansa neben volleren Fliegern der selbstverordnete Schrumpfkurs zugute. Obwohl der Vorstand das Flugangebot knapp drei Prozent zusammengestrichen hatte, blieb der Konzernumsatz mit 6,6 Milliarden Euro stabil. Alleine das Passagiergeschäft unter der Marke Lufthansa verringerte seinen operativen Verlust um 15 Prozent. Auch bei Austrian Airlines ging das Minus zurück, die Swiss geriet dagegen tiefer in die Verlustzone. Die Frachtsparte Lufthansa Cargo konnte ihren Gewinn ebenso steigern wie Lufthansa Technik und die Catering-Tochter Sky Chefs, die ein Jahr zuvor noch rote Zahlen geschrieben hatte.
Abfindungen im Zuge des Stellenabbaus und andere Kosten für das laufende Sparprogramm zehrten die erzielten Erfolge jedoch auf. Zudem führten außerplanmäßige Abschreibungen und eine Stichtagsbewertung in der Bilanz dazu, dass der Nettoverlust um fast 17 Prozent auf 459 Millionen Euro wuchs. Fluggesellschaften schreiben im Winter meist rote Zahlen. Ihre Gewinne fliegen sie großenteils im Sommer ein. Zudem belastete eine veränderte Bilanzierung der Pensionsverpflichtungen das Ergebnis: Finanzchefin Simone Menne wollte daher auf lange Sicht nicht ausschließen, dass sich die Lufthansa am Aktienmarkt frisches Kapital besorgt.
SPARPROGRAMM
Mit den Fortschritten im operativen Geschäft zeigte sich die Managerin unterdessen zufrieden. 'Unserem Ziel einer nachhaltigen Ergebnisverbesserung sind wir im ersten Quartal wieder einen Schritt näher gekommen', sagte sie mit Blick auf das Sparprogramm 'Score'. Der Vorstand will das operative Ergebnis des Konzerns bis zum Jahr 2015 um 1,5 Milliarden Euro steigern. 3.500 Arbeitsplätze stehen auf der Streichliste. Um die Kosten zu senken, übernimmt die Billigtochter Germanwings bis 2014 abseits der Drehkreuze Frankfurt und München alle Europastrecken, die bisher unter der Marke Lufthansa geflogen wurden.
Das Sanierungsprogramm kommt den Konzern teuer zu stehen. Im vergangenen Jahr fielen dafür Kosten in Höhe von 160 Millionen Euro an, 2013 soll es ähnlich viel werden. Im ersten Quartal waren es vor allem für Abfindungen bereits 64 Millionen. 'Die Kosten sind einmalig, die Ergebnisverbesserungen allerdings nachhaltig', sagte Menne. Positive Nachrichten gibt es bei den Treibstoffkosten: Sie sollen in diesem Jahr mit 7,0 Milliarden Euro um 200 Millionen geringer ausfallen als noch im März erwartet.
EINIGUNG MIT VERDI
Zudem drohen im Tarifstreit mit Verdi erst einmal keine Warnstreiks mehr. Am Mittwoch einigten sich beide Seiten vorläufig auf höhere Gehälter für die Beschäftigten am Boden. Auf die Laufzeit von 26 Monaten gesehen rechnet Finanzchefin Menne dadurch mit Mehrkosten in Höhe von 74 Millionen Euro. Verdi hatte nach Warnstreiks im März und April mit einem unbefristeten Ausstand gedroht. Bei dem ganztägigen Streik Anfang vergangener Woche war fast das ganze Lufthansa-Programm mit rund 1.800 Flügen ausgefallen. Eine Einigung mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit steht weiterhin aus.
Der erwogene Teilverkauf der Bordverpflegungssparte Sky Chefs ist unterdessen vom Tisch. Die Lufthansa wolle das Catering-Geschäft ohne Partner im Konzern weiterbetreiben, sagte Menne. /stw/fbr