(Neu: Mehr Details)
STUTTGART (dpa-AFX) - Nach dem vorläufigen Ausscheiden von LBBW-Vize Michael Horn aus dem Vorstand der größten deutschen Landesbank ist kein Nachfolger für dessen Amt vorgesehen. Horns Aufgaben würden bis auf weiteres von seinen bisherigen Vorstandskollegen übernommen, wie die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) am Mittwoch mitteilte. Horn hatte seinen Posten am Dienstag wegen eines drohenden Strafprozesses vorläufig geräumt. Nach Angaben der Bank wollte er damit Schaden von dem Geldhaus abwenden.
Horn muss sich voraussichtlich von 2014 an mit mehreren ehemaligen Vorständen wegen Bilanzfälschung vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten - darunter auch Ex-LBBW-Chef Siegfried Jaschinski. Die Vorwürfe drehen sich um die Geschäftsabschlüsse der Bank in den Jahren 2005, 2006 und 2008.
Die Manager sollen unter anderem ein Konstrukt aus Tochterfirmen errichtet haben, das Risiken aus der offiziellen Bilanz heraushielt. Banken müssen ihre Investments mit einem Finanzpolster unterlegen, dem sogenannten Eigenkapital. Die LBBW soll aber Gesellschaften gegründet haben, um diese Vorgabe zu umgehen.
Die Beschuldigten hielten dagegen: 'Der Anklagevorwurf stützt sich auf eine Gesetzeslage, die zum Zeitpunkt der Erstellung der Konzernabschlüsse noch nicht galt', erklärten sie damals.
Die Staatsanwaltschaft sieht dies anders. Scheinbar hatte die Bank aus ihrer Sicht mit den Firmen nur entfernt als Dienstleister zu tun, etwa als Anlageberater. Tatsächlich aber habe die LBBW das Sagen gehabt - und damit auch die Risiken getragen. Daher hätten die Werte der Firmen auch zum in den LBBW-Bilanzen ausgewiesenen Risiko gehört.
In der Regel darf eine Bank nur so lange kräftig Kredite vergeben, wie ihre eigene Kapitaldecke dies zulässt. Wird das Polster dünner - etwa weil die Bank im Zuge einer Finanzkrise schlechter an frisches Geld kommt -, schmälert das den Spielraum fürs Kreditgeschäft.
Ein mögliches Gegenmittel: Die Banken machen ihre bestehenden Kreditforderungen handelbar, indem sie sie als Wertpapiere verpackt in Zweckgesellschaften auslagern und dort an Investoren verkaufen. Diese spekulieren dann auf die erworbenen Forderungen - werden alle Kredite erfolgreich abgestottert, rollt der Rubel. Das Problem dabei ist allerdings ein generelles der Finanzbranche: Aus einem Produkt werden neue Konstruktionen mit neuen Beteiligten zusammengestellt, die Geschäfte entkoppeln sich oft zunehmend von der Realwirtschaft.
Die LBBW war 2008 im Strudel der Finanzkrise immer tiefer in die roten Zahlen gerutscht und musste sich von ihren Eignern - dem Land Baden-Württemberg, der Stadt Stuttgart und dem baden-württembergischen Sparkassenverband - mit Milliardenhilfen unter die Arme greifen lassen. Wegen der öffentlichen Hilfen verordnete die EU der LBBW eine Schrumpfkur. So soll sie sich künftig auf das risikoärmere Kundengeschäft konzentrieren und die höheren Risiken des Investmentbankings meiden.
Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, der drohende Prozess sei für Horn eine schwere Belastung. Er war bis zu seiner vorläufigen Auszeit der einzige noch amtierende Vorstand unter den Betroffenen. Der 58-Jährige, der in der Branche einen guten Ruf hatte, war zuletzt für das Sparkassengeschäft der LBBW zuständig.
Ein Schuldeingeständnis soll Horns vorläufiger Rückzug aus dem Vorstand demnach auch nicht sein. Der Manager sei weiter überzeugt, 'dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe unter tatsächlichen und rechtlichen Gesichtspunkten unbegründet sind', erklärte die LBBW./lan/DP/stb
STUTTGART (dpa-AFX) - Nach dem vorläufigen Ausscheiden von LBBW-Vize Michael Horn aus dem Vorstand der größten deutschen Landesbank ist kein Nachfolger für dessen Amt vorgesehen. Horns Aufgaben würden bis auf weiteres von seinen bisherigen Vorstandskollegen übernommen, wie die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) am Mittwoch mitteilte. Horn hatte seinen Posten am Dienstag wegen eines drohenden Strafprozesses vorläufig geräumt. Nach Angaben der Bank wollte er damit Schaden von dem Geldhaus abwenden.
Horn muss sich voraussichtlich von 2014 an mit mehreren ehemaligen Vorständen wegen Bilanzfälschung vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten - darunter auch Ex-LBBW-Chef Siegfried Jaschinski. Die Vorwürfe drehen sich um die Geschäftsabschlüsse der Bank in den Jahren 2005, 2006 und 2008.
Die Manager sollen unter anderem ein Konstrukt aus Tochterfirmen errichtet haben, das Risiken aus der offiziellen Bilanz heraushielt. Banken müssen ihre Investments mit einem Finanzpolster unterlegen, dem sogenannten Eigenkapital. Die LBBW soll aber Gesellschaften gegründet haben, um diese Vorgabe zu umgehen.
Die Beschuldigten hielten dagegen: 'Der Anklagevorwurf stützt sich auf eine Gesetzeslage, die zum Zeitpunkt der Erstellung der Konzernabschlüsse noch nicht galt', erklärten sie damals.
Die Staatsanwaltschaft sieht dies anders. Scheinbar hatte die Bank aus ihrer Sicht mit den Firmen nur entfernt als Dienstleister zu tun, etwa als Anlageberater. Tatsächlich aber habe die LBBW das Sagen gehabt - und damit auch die Risiken getragen. Daher hätten die Werte der Firmen auch zum in den LBBW-Bilanzen ausgewiesenen Risiko gehört.
In der Regel darf eine Bank nur so lange kräftig Kredite vergeben, wie ihre eigene Kapitaldecke dies zulässt. Wird das Polster dünner - etwa weil die Bank im Zuge einer Finanzkrise schlechter an frisches Geld kommt -, schmälert das den Spielraum fürs Kreditgeschäft.
Ein mögliches Gegenmittel: Die Banken machen ihre bestehenden Kreditforderungen handelbar, indem sie sie als Wertpapiere verpackt in Zweckgesellschaften auslagern und dort an Investoren verkaufen. Diese spekulieren dann auf die erworbenen Forderungen - werden alle Kredite erfolgreich abgestottert, rollt der Rubel. Das Problem dabei ist allerdings ein generelles der Finanzbranche: Aus einem Produkt werden neue Konstruktionen mit neuen Beteiligten zusammengestellt, die Geschäfte entkoppeln sich oft zunehmend von der Realwirtschaft.
Die LBBW war 2008 im Strudel der Finanzkrise immer tiefer in die roten Zahlen gerutscht und musste sich von ihren Eignern - dem Land Baden-Württemberg, der Stadt Stuttgart und dem baden-württembergischen Sparkassenverband - mit Milliardenhilfen unter die Arme greifen lassen. Wegen der öffentlichen Hilfen verordnete die EU der LBBW eine Schrumpfkur. So soll sie sich künftig auf das risikoärmere Kundengeschäft konzentrieren und die höheren Risiken des Investmentbankings meiden.
Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, der drohende Prozess sei für Horn eine schwere Belastung. Er war bis zu seiner vorläufigen Auszeit der einzige noch amtierende Vorstand unter den Betroffenen. Der 58-Jährige, der in der Branche einen guten Ruf hatte, war zuletzt für das Sparkassengeschäft der LBBW zuständig.
Ein Schuldeingeständnis soll Horns vorläufiger Rückzug aus dem Vorstand demnach auch nicht sein. Der Manager sei weiter überzeugt, 'dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe unter tatsächlichen und rechtlichen Gesichtspunkten unbegründet sind', erklärte die LBBW./lan/DP/stb