(Neu: Aussagen zu möglicher Prognoseanhebung, Details zu Luftfahrtschaden und Sondereffekt, Aktienkurs)
HANNOVER (dpa-AFX) - Höhere Zinsgewinne und ein Sondererlös in den USA haben den Rückversicherer Hannover Rück (XETRA:HNRGn) (ETR:HNR1) die Schäden durch Sturm "Niklas" und den Germanwings-Absturz zum Jahresstart verkraften lassen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg der Gewinn im ersten Quartal um 20 Prozent auf knapp 280 Millionen Euro, wie der weltweit drittgrößte Rückversicherer am Mittwoch in Hannover mitteilte. Sollten sich die Großschäden in den nächsten Monaten in Grenzen halten, kann sich Finanzchef Roland Vogel für 2015 mehr Gewinn vorstellen als bislang angepeilt.
Die Hannover-Rück-Aktie reagierte mit einem kurzen Kurssprung auf die Nachrichten, gehörte am Nachmittag mit minus 0,62 Prozent auf 89,10 Euro jedoch zu den schwächeren Werten im MDax (MDAX). Die überraschend guten Zahlen seien auf einen Sondereffekt zurückzuführen, urteilte Analyst Philipp Häßler von der Investmentbank Equinet. Die Preise im Schaden-Unfall-Geschäft blieben jedoch unter Druck, und die Aktie sei ohnehin schon sehr hoch bewertet.
Den größten Schaden in der Quartalsbilanz hinterließ im ersten Quartal Sturm "Niklas", dessen Folgen bei der Hannover Rück mit 42 Millionen Euro zu Buche schlugen. Der Branchenverband GDV beziffert die versicherten Schäden in Deutschland auf insgesamt 750 Millionen Euro. Der Versicherungsdienstleister AIR Worldwide geht europaweit sogar von Schäden von 1,0 bis 1,9 Milliarden Euro aus.
Der Flugzeugabsturz mit 150 Toten Ende März in Frankreich schlug bei der Hannover Rück mit 12 Millionen Euro zu Buche. Die beteiligten Versicherer unter Führung des Münchner Allianz-Konzerns haben 300 Millionen US-Dollar (269 Mio Euro) zur Seite gelegt, um den Zeitwert des Flugzeugs, die Bergung und vor allem die Entschädigungen für die Opferfamilien abzudecken. "Unser Anteil daran ist nicht sehr groß", sagte Finanzchef Vogel. Zwar stehe die Höhe des Schadens noch nicht ganz fest. Doch selbst wenn die Summe noch steige, werde dies bei der Hannover Rück vergleichsweise geringe Spuren hinterlassen.
Insgesamt fielen bei der Hannover Rück im ersten Quartal mit 62 Millionen Euro doppelt so hohe Großschäden an wie ein Jahr zuvor. Vom vorgesehenen Budget von 157 Millionen Euro blieb dennoch der Großteil übrig, den der Konzern als Puffer für die kommenden Monate verbucht. Allerdings musste die Schaden- und Unfallsparte einen Gewinnrückgang hinnehmen. Von den Prämieneinnahmen blieb nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb weniger übrig als ein Jahr zuvor. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich von 94,4 auf 95,7 Prozent.
Sollten sich die Schäden in diesem Jahr weiterhin in Grenzen halten, hält Vogel eine Anhebung der Gewinnprognose für möglich. Nach einem Rekordergebnis von fast einer Milliarde Euro im vergangenen Jahr hatte Vorstandschef Ulrich Wallin für 2015 lediglich ein Ziel von 875 Millionen Euro ausgegeben. Darin schlagen sich die allgemeinen Niedrigzinsen und der anhaltende Preiskampf in der Rückversicherung nieder. Auch Weltmarktführer Munich Re erwartet in diesem Jahr einen merklichen Gewinnrückgang.
Dass es bei der Hannover Rück im ersten Quartal konzernweit kräftig nach oben ging, verdankte der Konzern den um 15 Prozent gestiegenen Gewinnen aus Kapitalanlagen. Sowohl Zinspapiere als auch Immobilien warfen deutlich mehr ab als ein Jahr zuvor. Die Kapitalanlagerendite fiel mit 3,5 Prozent merklich höher aus als die für das Gesamtjahr erwarteten 3,0 Prozent.
Die Personen-Sparte, die Risiken aus der Lebens- und Krankenversicherung von Anbietern wie Allianz (XETRA:ALVG) und Axa übernimmt, konnte ihren Gewinn stark ausbauen. Zudem zahlte sich auch die Sanierung des australischen Berufsunfähigkeits-Geschäfts aus, das in der Vergangenheit wegen unterschätzter Risiken rote Zahlen geschrieben hatte.