n MANNHEIM (dpa-AFX) - Der Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger F:GBF kommt einfach nicht zur Ruhe: Eine erheblich verschlechterte Nachfrage sorge für millionenschwere Abschreibungen auf das Kraftwerksgeschäft, teilte der MDax-Konzern am Mittwoch in Mannheim mit. Im laufenden Jahr sei deshalb ein Verlust zu erwarten. Das schwierige Marktumfeld in Deutschland und weiteren europäischen Ländern habe eine grundlegende Neubewertung des Geschäfts rund um Bau und Wartung von Kraftwerken erforderlich gemacht. Nach Steuern liege die Belastung 2014 insgesamt bei rund 230 Millionen Euro. Dies führe auch zu einer deutlichen Anpassung der Ergebnisaussichten für die folgenden Jahre.
An der Börse kam das gar nicht gut an: Die Aktie sackte um knapp 10 Prozent ab. Seit der gefühlt inzwischen vierten Gewinnwarnung in Folge haben die Aktien seit Ende Juni inzwischen fast 45 Prozent eingebüßt. Ein Händler wertete es letztlich zwar positiv, dass der krisengeschüttelte Konzern seine mehrfach gesenkten Prognose für das bereinigte operative Ergebnis sowie den bereinigten Gewinn für 2014 nun bestätigen konnte. Die gemeldeten Wertminderungen bezeichnete er als weiteres Kapitel im "Großreinemachen".
AM MARKT ÜBERWIEGT SORGE
Die im laufenden Jahr mehrfach gesenkten Prognosen für das operative Ergebnis 2014 bestätigte Bilfinger am Mittwoch zwar. Doch am Markt überwogen die Sorgen. Analyst Christian Korth von der Investmentbank Mainfirst sieht die Dividendenerwartung des Marktes gefährdet. Aus Sicht von Analyst Gregor Kuglitsch von der Schweizer Großbank UBS dürfte die Unsicherheit hoch bleiben bis ein neues Management-Team längerfristig etabliert wird.
Der Konzern hatte den Markt seit Ende Juni mit insgesamt drei Gewinnwarnungen geschockt. Auch nach dem abrupten Chef-Wechsel im August kamen die Mannheimer nicht zur Ruhe. Roland Kochs Nachfolger, der frühere Konzernchef Herbert Bodner, setzte Anfang September den Rotstift an und strich die Gewinnziele für 2014 zusammen. Auch Finanzchef Joachim Müller wird nur noch so lange bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist.
UNRUHE AUCH IM AUFSICHTSRAT
Unruhe herrscht auch im Aufsichtsrat: Der Finanzinvestor Cevian, der mehr als ein Viertel an Bilfinger hält, schickt Ex-Metro-Chef Eckhard Cordes als zweiten Vertreter in das Gremium. Der langjährige Chefaufseher Bernhard Walter hat unterdessen sein Mandat niedergelegt. Zudem will Bodner nach Ablauf seiner Zeit als Interimschef nicht mehr zurück in den Aufsichtsrat.
In den ersten neun Monaten des Jahres machten die Energiewende in Deutschland und der Umbau des Industriegeschäfts Bilfinger stark zu schaffen. Viele Konzerne in Europa halten sich mit Investitionen zurück. Schwierigkeiten im Kraftwerks- und Industriegeschäft schlagen voll durch. Unter dem Strich lag der Verlust bei 125 Millionen Euro nach einem Gewinn von 116 Millionen ein Jahr zuvor. Neben Abschreibungen auf das Kraftwerksgeschäft sowie Produktionsanlagen in Polen belasteten dabei etwa auch Ausgaben für das Sparprogramm den Konzern.
ENERGIEWENDE BELASTET
Wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes im Energiemarkt und im Öl- und Gassektor sackte der Auftragseingang um 8,5 Prozent auf gut 5,1 Milliarden Euro ab. Der Auftragsbestand schmolz um 4,5 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Die Leistung blieb mit 5,6 Milliarden Euro praktisch stabil. Auch beim operativen Ergebnis hinterließ das Umfeld deutliche Spuren: Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) brach um 39 Prozent auf 161 Millionen Euro ein, während der bereinigte Gewinn im fortgeführten Geschäft um gut ein Drittel auf 103 Millionen Euro absackte.
Im Gesamtjahr rechnet Bilfinger beim bereinigten Gewinn weiter mit mindestens 160 (Vorjahr: 255) Millionen Euro und beim bereinigten Ebita mit mindestens 270 (Vorjahr: 419) Millionen Euro. Die Leistung dürfte sich in der Größenordnung des Vorjahres von 7,7 Milliarden Euro bewegen. Den vollständigen Quartalsbericht will Bilfinger am kommenden Mittwoch vorlegen.tb
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