NEW YORK (dpa-AFX) - Der US-Finanzriese JPMorgan (NYSE:JPM) hat zu Jahresbeginn deutlich weniger verdient - auch wegen der Folgen von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nach Angaben des Geldhauses hat der Konflikt im ersten Quartal bereits rund eine halbe Milliarde Dollar an bilanziellen Belastungen verursacht. Die Summe umfasse erhöhte Finanzierungskosten ebenso wie Wertberichtigungen wegen gestiegener Rohstoffpreise und Geschäftspartnern mit Russland-Bezug, teilte die größte US-Bank am Mittwoch in New York mit.
Das Auftaktquartal sei von "schwierigen Marktverhältnissen und unberechenbaren Ereignissen" geprägt gewesen, erklärte Vorstandschef Jamie Dimon im Geschäftsbericht. "Wir bleiben jedoch zuversichtlich mit Blick auf die Konjunktur, zumindest kurzfristig." JPMorgan sehe aber erhebliche geopolitische und wirtschaftliche Herausforderungen aufgrund hoher Inflation, weltweiter Lieferkettenprobleme und des Ukraine-Kriegs. Für die Aktien des Geldhauses ging es im vorbörslichen US-Handel zunächst deutlich nach unten, der Kurs knickte zuletzt um 3,3 Prozent ein.
Auch ohne die Folgen des Krieges und der Sanktionen gegen Russland verdiente JPMorgan im ersten Quartal wesentlich weniger als ein Jahr zuvor. So gingen die Einnahmen des Geldhauses um 5 Prozent auf 31,6 Milliarden Dollar zurück. Der Nettogewinn sackte um 42 Prozent auf rund 8,3 Milliarden US-Dollar (7,6 Mrd Euro) ab. Das lag vor allem an erwarteten Kreditausfällen. So legte die Bank fast 1,5 Milliarden Dollar für gefährdete Darlehen zurück - deutlich mehr als von Experten geschätzt. Darin sind auch Belastungen durch den Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland enthalten.
Ein Jahr zuvor hatte JPMorgan noch Rückstellungen von mehr als vier Milliarden Dollar aufgelöst, die wegen befürchteter Kreditausfälle in der Pandemie gebildet worden waren. Dadurch war der Quartalsgewinn damals auf 14,3 Milliarden Dollar nach oben gesprungen.
Doch auch das Tagesgeschäft lief im jüngsten Quartal nicht mehr so rund. Das Investmentbanking spielte aufgrund einer geringeren Anzahl an Börsengängen und Wertpapierausgaben sowie dem Ende des Aktien-Booms deutlich weniger Geld ein. Auch im Privatkundengeschäft brach der Gewinn ein. Dass JPMorgan ankündigte, für 30 Milliarden Dollar eigene Aktien zurückkaufen, beeindruckte Anleger zunächst wenig.