MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re (ETR:MUV2) tröstet angesichts trüber Geschäftsaussichten seine Aktionäre mit einer höheren Dividende. Obwohl der Gewinn 2014 zurückging, soll die Ausschüttung von 7,25 auf 7,75 Euro steigen, wie der Münchner Dax-Konzern am Donnerstag mitteilte. Das Kerngeschäft mit Katastrophen und anderen Risiken wirft immer weniger ab. Dank einer Steuergutschrift fiel der Jahresgewinn 2014 mit 3,2 Milliarden Euro allerdings nur leicht unter den Vorjahreswert von 3,3 Milliarden. Für 2015 erwartet Finanzchef Jörg Schneider einen "klaren Druck auf die Ergebnisse", wagte aber noch keine konkrete Prognose.
An der Börse tröstete die Nachricht von der überraschend hohen Dividende der Munich-Re-Aktie die Anleger nur wenig. Am Vormittag verlor das Papier 0,4 Prozent und gehörte damit zu den schwächeren Werten im Dax (DAX). Analysten stach ins Auge, dass der Konzern sein Geschäftsvolumen bei der Vertragserneuerung zum Jahreswechsel deutlich zusammengestrichen hat.
Mit dem Verzicht auf unrentable Verträge mit Erstversicherern und Großkunden versuchen die Münchner, die Folgen des allgemeinen Preisverfalls in der Branche bei ihrem Geschäft in Grenzen zu halten. Bei der wichtigsten Erneuerungsrunde der Schaden- und Unfall-Rückversicherung fuhren die Münchner ihr Vertragsvolumen nun um fast ein Zehntel auf 8,5 Milliarden Euro zurück. Dadurch konnten sie den Preisrückgang auf 1,3 Prozent begrenzen. Der weltweit Branchendritte Hannover Rück hatte von um 2,8 Prozent gesunkenen Preisen berichtet.
Glück und Leid der Erst- und Rückversicherer sind ihre dicken Kapitalpolster. Dank der guten Lage gibt es auf dem Markt ein Überangebot an Rückversicherungsschutz. Auf der anderen Seite übertragen Erstversicherer wie Allianz und Axa dank ihrer guten Lage weniger Prämien und Risiken auf Rückversicherer wie die Munich Re. Dies drückt auf die Preise für Rückversicherungsschutz. Hinzu kommt die Konkurrenz vor allem durch Pensionsfonds, die Milliardensummen in Katastrophenanleihen und andere verbriefte Versicherungsrisiken stecken.
Im abgelaufenen Jahr wuchs das Eigenkapital der Munich Re von 26,2 auf 30,3 Milliarden Euro. Statt das Geld für unattraktives Neugeschäft zu nutzen, gibt der Konzern noch mehr Geld an die Aktionäre zurück. Mit der nun geplanten Dividende fließen in diesem Jahr voraussichtlich 1,3 Milliarden Euro an die Aktionäre. Parallel kauft das Unternehmen eigene Aktien. Das bis April laufende Rückkaufprogramm über eine Milliarde Euro ist zu 80 Prozent abgeschlossen.
Im Jahr 2014 kamen der Munich Re die vergleichsweise geringen Schäden durch Naturkatastrophen zugute. Mit 538 Millionen Euro fielen die Belastungen durch Ereignisse wie Stürme, Erdbeben und Hochwasser fast 30 Prozent geringer aus als im Vorjahr. Am schwersten schlug diesmal ein Schneesturm in Japan vom Februar 2014 zu Buche.
Überraschend teuer kam den Konzern zum Jahresende der Umbau der Erstversicherungstochter Ergo zu stehen. Das Unternehmen wurde neu in die deutschen Segmente Schaden/Unfall und Leben/Gesundheit sowie das internationale Geschäft aufgeteilt. Dabei belasteten Sonderabschreibungen auf Unternehmenswerte das Ergebnis mit rund 450 Millionen Euro. Der Spartengewinn der Ergo halbierte sich dadurch im Gesamtjahr auf rund 200 Millionen Euro. Auf Konzernebene federte eine Steuergutschrift die Belastung ab.
Hinzu kamen überraschend hohe Gewinne bei den Kapitalanlagen, bei denen die Munich Re nun erstmals die fondsgebundenen Lebensversicherungen ihrer Kunden herausrechnet. Die verbliebenen Kapitalanlagen von rund 219 Milliarden Euro warfen dabei 8,0 Milliarden Euro Gewinn ab - elf Prozent mehr als im Vorjahr. Das entspricht einer Rendite von 3,6 Prozent. Den Versicherern machen die anhaltenden Niedrigzinsen an den Finanzmärkten zu schaffen. Ihnen fällt es immer schwerer, die versprochenen Renditen für ihre Lebensversicherungskunden zu erwirtschaften.