KASSEL (dpa-AFX) - Der Düngemittel- und Salzproduzent K+S (XETRA:SDFGn)muss einen Teil seiner Herstellung ab Dezember unter Umständen drosseln. Grund dafür ist, dass noch nicht entschieden sei, ob eine Genehmigung zur Entsorgung von Salzabwasser verlängert werde, teilte das Unternehmen in Kassel mit. "Die Kaliproduktion in Hessen und Thüringen ist in Abhängigkeit von der Wasserführung der Werra in wenigen Tagen möglicherweise nur noch eingeschränkt gewährleistet", sagte der Geschäftsführer der K+S Kali GmbH, Ralf Diekmann, laut Mitteilung.
Die Prüfung des Antrages für die Salzabwasser-Versenkung durch das Regierungspräsidium (RP) Kassel dauert den Angaben zufolge noch über den 30. November hinaus an. Daher steht K+S für die Entsorgung von Salzabwasser ab Dezember 2015 zunächst nur der Weg über die Werra zur Verfügung. Bisher kann dafür auch die Versenkung im Erdboden genutzt werden.
Die Behörde prüfe die Möglichkeit einer Übergangsregelung bis zur endgültigen Entscheidung, teilte K+S am Montag mit. Einer solchen Übergangsregelung komme eine entscheidende Bedeutung für die Fortführung der Produktion zu. Das RP machte dazu auf Anfrage am Dienstag zunächst keine Angaben.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warf K+S am Dienstag eine verfehlte Entsorgungspolitik vor. Das Unternehmen sei an der derzeitigen Situation "selbst Schuld". "Wenn der Konzern die Zeit der laufenden Genehmigung nicht genutzt hat, um sein gewaltiges Abfallentsorgungsproblem zu lösen, dann darf er jetzt nicht die Arbeitsplätze gegen den Schutz des Grund- und Trinkwassers ausspielen", sagte Jörg Nitsch aus dem BUND-Bundesvorstand.
Der Umweltschutzverband betonte: K+S trage alleine die Verantwortung dafür, "dass die Abfälle aus dem Kalibergbau umweltgerecht und entsprechend der Rechtslage entsorgt werden können". Wenn die Unbedenklichkeit der beantragten weiteren Versenkung nicht nachgewiesen sei, dürfe sie auch nicht erteilt werden.
Bestandteil des Antrages zur Fortsetzung der Abwasser-Versenkung ist ein 3D-Modell. Es soll als Instrument zur Kontrolle für den Grund- und Trinkwasserschutz fungieren. Wie K+S weiter erklärte, muss die Funktionsfähigkeit des von einem externen Fachbüro entwickelten Modells von den Behörden noch abschließend geprüft werden - daher die Verzögerung.
Beim Abbau von Kali entstehen große Mengen an salzhaltigem Abwasser. Diese werden zum einen in die Werra geleitet, zum anderen werden Millionen Kubikmeter in tiefe Gesteinsschichten in die Erde gepresst. Für letzteres Verfahren läuft die Genehmigung Ende des Monats aus. Deswegen hatte K+S im April beantragt, bis Ende 2021 pro Jahr durchschnittlich bis zu zwei Millionen Kubikmeter (bisher 4,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr) versenken zu können.
Für eine Verlängerung der Versenkerlaubnis bis 2021 muss K+S nachweisen, dass Trink- und Grundwasser nicht gefährdet werden. Die Versenkerlaubnis war von Kritikern und Umweltverbänden infrage gestellt worden. Selbst ein Gutachten des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie (HLUG) vom Juli 2014 hatte eine Gefahr für Trink- und Heilwasserbrunnen durch die Lauge nicht ausgeschlossen. Ein plötzliches Aus der Produktion würde die gesamte Region treffen. 4400 Arbeitsplätze sind nach Angaben von K+S gefährdet.