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ROUNDUP: Salzgitter taumelt immer tiefer in die Krise - Hoher Verlust erwartet

Veröffentlicht am 06.08.2013, 10:48
Aktualisiert 06.08.2013, 10:52
SALZGITTER (dpa-AFX) - Die Branchenkrise setzt dem zweitgrößten deutschen Stahlhersteller Salzgitter immer stärker zu. Am Montagabend senkte der Vorstand zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten seine Prognose für das Geschäftsjahr. Die Ergebnisperspektiven hätten sich weiter eintrübt. Die Gewinnwarnung fiel diesmal drastisch aus: Der Vorstand erwartet nun einen Vorsteuerverlust 'in der Größenordnung' von 400 Millionen Euro. Im Mai hatte das Management lediglich einen Fehlbetrag im mittleren zweistelligen Millionenbereich angekündigt. Zu Jahresbeginn lautete das Ziel sogar noch, in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben.

Davon ist Salzgitter weit entfernt. Analysten haben angesichts der anhaltend schlechten Stimmung in der Branche auch für 2014 kaum noch Hoffnung auf einen Gewinn. Auch in diesem Jahr droht noch weiteres Abwärtspotenzial. Das angekündigte Sparprogramm könnte zu weiteren Belastungen führen, warnte Salzgitter.

AKTIE BRICHT EIN

In der kommenden Woche will der Konzern erste Ergebnisse der Verhandlungen mit den Gewerkschaften vorstellen. Beobachter erwarten, dass dann auch klare Einsparziele auf den Tisch kommen. An der Börse ging die Salzgitter-Aktie am Dienstagvormittag auf Talfahrt. Zum Handelsauftakt verloren die Papiere gut 9 Prozent an Wert und hielten sich am Vormittag auf diesem Niveau.

Im Konzern gibt es derzeit kaum einen Lichtblick. Viele Stahlprodukte könnten nicht mehr kostendeckend verkauft werden, erklärte das Unternehmen. Hauptgrund ist die schwache Nachfrage wegen der Wirtschaftskrise in Südeuropa. Am schlimmsten von Preisverfall betroffen ist das Geschäft mit Langstahl. Aber auch in der Röhrensparte herrscht erheblicher Auftragsmangel. Im Pipelinegeschäft seien in diesem Jahr weltweit keine nennenswerten Projekte vergeben worden, erklärte Salzgitter. Das Präzisrohrgeschäft leide zudem besonders unter der Schwäche der französischen Autohersteller.

AUCH AURUBIS MACHT NUN SORGEN

Auch die 25-prozentige Beteiligung am Kupferhersteller Aurubis - lange ein wichtiger Ergebnisbringer für Salzgitter - macht inzwischen Verluste. Das wird Salzgitter nach eigenen Angaben im zweiten Quartal allein mit 60 Millionen Euro beim Nettoergebnis belasten. Hoffnung macht dem Konzern die Trendwende im Technologiegeschäft, zu dem auch der Abfüllanlagenhersteller Klöcknerwerke gehört. 'Das zeigt, dass wir Restrukturierung können', sagte ein Salzgitter-Sprecher.

Harte Einschnitte stehen vor allem bei der Peiner Träger GmbH an. Die Tochter ist seit langem das Sorgenkind des Konzerns. Es stellt Langstahl für die Baubranche her. Das Geschäft liegt seit dem Ende des Immobilienbooms in Südeuropa am Boden, weil sich seitdem die Preise nicht erholt haben. Die Zukunft der Salzgitter-Sparte gilt als offen, denn trotz des eingeleiteten Sanierungsprogramms rechnet die Gesellschaft auch mittelfristig mit unbefriedigenden Ertragsaussichten in diesem Bereich. In der Folge schrieb Salzgitter auf das Anlagevermögen der Tochter nun 185 Millionen Euro ab. Das reißt das Vorsteuerergebnis im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen. Salzgitter bezifferte den Fehlbetrag auf 298,7 Millionen Euro, vor einem Jahr waren es 17,9 Millionen Euro Verlust.

SCHWIERIGER ABBAU VON KAPAZITÄTEN

Die Niedersachsen werden von der Stahlkrise in Europa noch stärker betroffen als etwa die deutsche Nummer eins, ThyssenKrupp . Der Essener Dax-Konzern hat sich in seinem europäischen Stahlgeschäft auf Bleche für den Auto- und Maschinenbau spezialisiert, einfache Stähle für die seit Jahren kriselnde Baubranche gehören schon lange nicht mehr zum ThyssenKrupp-Angebot. Deshalb konnte sich der Konzern mit seiner europäischen Stahlsparte zuletzt wie der österreichische Konkurrent Voestalpine noch in den schwarzen Zahlen halten. Nahezu alle übrigen Stahlhersteller in Europa schreiben rote Zahlen - auch Marktführer ArcelorMittal .

Vor diesem Hintergrund werden die Rufe in der Branche lauter, die auf eine politisch koordinierten Abbau von Kapazitäten drängen. Allerdings ist das wegen der Sorge vor dem Verlust von Arbeitsplätzen schwer durchzusetzen. Die deutschen Stahlhersteller klagen zudem über Sonder-Belastungen wegen der hohen Strompreise./enl/mmb/stk

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