🥇 Sparen vor dem BLACK FRIDAY? Bis zu 55 % auf InvestingPro – schon vor dem großen Tag!JETZT ZUGREIFEN

ROUNDUP: Thyssenkrupp senkt Prognose wegen Stahlkrise - Schwaches Halbjahr

Veröffentlicht am 10.05.2016, 07:09
Aktualisiert 10.05.2016, 07:35
© Reuters.  ROUNDUP: Thyssenkrupp senkt Prognose wegen Stahlkrise - Schwaches Halbjahr
TKAG
-

ESSEN (dpa-AFX) - Die heftig gesunkenen Stahlpreise haben tiefe Spuren in der Bilanz des Industriekonzerns Thyssenkrupp (XETRA:TKAG) hinterlassen. In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres brach der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) um 22 Prozent auf 560 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Dienstag in Essen mitteilte. Der Verfall der Preise sei stärker gewesen und habe länger angehalten als erwartet. Deshalb senkte der Vorstand die Prognosen für die wichtigsten Kennziffern im Gesamtjahr. Zuletzt hatten sich die Preise angesichts besserer Aussichten vor allem der chinesischen Wirtschaft zwar recht deutlich erhöht. Doch das kommt für Thyssenkrupp zu spät, um die bisherigen Einbrüche aufzuholen.

Das Management erwartet daher nun im Ende September auslaufenden Geschäftsjahr einen Rückgang des bereinigten Ebit auf nur noch gut 1,4 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern noch knapp 1,7 Milliarden Euro verdient. Bislang lag das Ziel für dieses Jahr bei 1,6 bis 1,9 Milliarden. Auch die Aussicht auf einen deutlich steigenden Nettogewinn gab der Vorstand nun auf. Er hält nun noch einen Überschuss auf dem Niveau des Vorjahres für möglich, als nach Abzug der Minderheitsanteile unter dem Strich 210 Millionen Euro übrig geblieben waren.

SPARPROGRAMM BREMST ABSTURZ

In der ersten Geschäftsjahreshälfte verdiente der Konzern unter dem Strich gerade einmal 37 Millionen Euro, das sind 62 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz ging um acht Prozent auf 19,4 Milliarden Euro zurück. Dabei erwiesen sich die Sparten jenseits des Stahlgeschäfts erneut als Stützen des Konzerns. Großanlagenbau, Aufzüge und Autoteile konnten in den ersten sechs Monaten ihren operativen Gewinn steigern. Allerdings entwickelten auch sie sich angesichts der eingetrübten Stimmung in der Weltwirtschaft nicht mehr so dynamisch wie zuletzt. Die Ergebnisse wären ohne das neuerliche Sparprogramm noch schlechter ausgefallen, denn dies verbesserte allein den operativen Gewinn um 450 Millionen Euro. Im Gesamtjahr soll es 850 Millionen Euro an Einsparungen liefern.

Einen heftigen Rückschlag gibt es auch in der Cashbilanz des Konzerns. Im Gesamtjahr rechnet der Vorstand nur noch bestenfalls mit einem ausgeglichenen freien Mittelzufluss, schlimmstenfalls wird er im dreistelligen Millionenbereich negativ ausfallen. Dabei hatte der Konzern besonders hier viel Wert auf eine positive Bilanz gelegt. Im vergangenen Jahr war im operativen Geschäft erstmals seit neun Jahren wieder mehr Geld in den Konzern geflossen als abgeflossen.

GEARING WIEDER ÜBER KRITISCHER MARKE

Auch die Finanzlage verschärfte sich wieder. Die Nettoschulden stiegen von Ende Dezember bis Ende März um rund 400 Millionen auf 4,8 Milliarden Euro. Das lag unter anderem daran, dass der Konzern wie üblich zu Beginn eines Kalenderjahres seine Vorräte erhöht. Zugleich schmolz das Eigenkapital im gleichen Zeitraum um 600 Millionen auf 2,8 Milliarden Euro. Dabei schlugen sich vor allem die Folgen des historischen Zinstiefs nieder, weil der Konzern die Rückstellungen für seine Pensionsverpflichtungen neu bewerten musste.

Damit legte das Verhältnis der Schulden zum Eigenkapital wieder auf bedrohliche 175 Prozent zu. Liegt das sogenannte Gearing auch zum Ende des Geschäftsjahres am 30. September über der Marke von 150 Prozent, könnten Banken einige Kreditverträge kündigen. Der Thyssenkrupp-Vorstand gab sich gelassen und betonte, dass in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres das Verhältnis von Schulden und Eigenkapital wieder unter die kritische Marke fallen werde. Der Anstieg sei nur vorübergehend und habe keine Auswirkungen auf die Finanzierung des Konzerns.

BRASILIEN BLEIBT VERLUSTBRINGER

Grund für die dünnen Finanzpolster sind immer noch die Fehlinvestitionen in den vor mehr als zehn Jahren begonnenen Bau von zwei Stahlwerken in Brasilien und den USA. Sie haben zu Milliardenverlusten geführt und die Substanz des Konzerns aufgezehrt. Während das Werk in den USA seit gut zwei Jahren verkauft ist, lastet die Anlage in Brasilien weiter auf dem Konzern. Sie steckt noch tief in den roten Zahlen.

Das Werk soll möglichst schnell verkauft werden. Ein Hindernis dafür räumte der Konzern zuletzt aus dem Weg, indem er sich mit dem brasilianischen Bergbaukonzern Vale auf die Übernahme von dessen 27-prozentigem Anteil an der Anlage in der Nähe von Rio de Janeiro einigte.

SPEKULATIONEN IN EUROPA

Derweil hoffen viele Analysten auch auf Fortschritte im europäischen Stahlgeschäft. Zuletzt gab es nicht dementierte Gerüchte über einen möglichen Zusammenschluss des Thyssenkrupp-Stahlwerks Duisburg mit den niederländischen Aktivitäten des indischen Konzerns Tata Steel. Vorstandschef Heinrich Hiesinger betont seit langem, eine aktive Rolle bei einer Konsolidierung im von Überkapazitäten geprägten europäischen Stahlgeschäft spielen zu wollen.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.