HANNOVER (dpa-AFX) - Der neue Tui-Chef Fritz Joussen greift bei Europas größtem Reisekonzern durch. Die Konzernzentrale in Hannover soll um rund die Hälfte schrumpfen, einzelne Hotelmarken kommen auf die Streichliste. Verlustbringer will der Nachfolger von Michael Frenzel nicht dulden: 'Jede Einheit muss ihre Kapitalkosten verdienen', sagte Joussen am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen in Hannover. Ein neues Sanierungsprogramm mit dem Namen 'oneTui' soll den operativen Gewinn bis 2015 auf eine Milliarde Euro nach oben treiben. Dann sollen die Aktionäre nach jahrelangem Warten auch wieder eine Dividende erhalten.
An der Börse wurden die Nachrichten mit Begeisterung aufgenommen. Die Tui-Aktie sprang am Morgen um 3,32 Prozent auf 9,345 Euro nach oben und war damit Spitzenreiter im MDax. Die Anleger dürften angesichts der neuen Pläne über die durchwachsenen Ergebnisse des abgelaufenen Quartals hinwegsehen, sagte ein Börsianer.
ÜBERNAHME VON TUI TRAVEL KEIN THEMA
Für die kommenden zwei Jahre hat Joussen ehrgeizige Ziele. Im Geschäftsjahr 2014/15 (bis Ende September) soll der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (bereinigtes EBITA) von zuletzt 746 Millionen auf eine Milliarde Euro klettern. Die Hotel- und die Kreuzfahrtsparte sollen bis dahin fast genauso viel Bargeld bei der Holding abliefern wie die größte Konzerntochter Tui Travel, an der Tui nur mit gut der Hälfte beteiligt ist. Dadurch soll die Barmittel-Bilanz der Tui AG auf rund 100 Millionen Euro steigen. Bisher ist sie negativ. Rund die Hälfte der Netto-Bargeldzuflüsse will Joussen künftig an die Anteilseigner ausschütten.
Erreichen will der Manager seine Ziele unter anderem mit kräftigen Kürzungen bei der Konzernmutter. Die Zahl der Arbeitsplätze in der Zentrale der Tui AG soll mittelfristig von 186 auf unter 100 sinken. Die Kosten von zuletzt 73 Millionen Euro sollen um 40 Prozent schrumpfen. Zudem will Joussen das Veranstaltergeschäft von Tui Travel enger mit der in Hannover aufgehängten Tui-Hotelsparte verzahnen. Eine Komplettübernahme von Tui Travel stehe allerdings nach dem gescheiterten Versuch vom Jahresbeginn nicht auf dem Plan, betonte er.
EINSCHNITTE IM KREUZFAHRTGESCHÄFT
Einschnitte kündigen sich auch im Kreuzfahrtgeschäft an: Bei der Tochter Hapag-Lloyd Kreuzfahrten sollen die Personal- und Sachkosten sinken. Tui berief den bisherigen Hotel-Spartenchef Karl Pojer zum neuen Chef des Kreuzfahrtanbieters.
Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September schraubte das Management die Erwartungen für den Konzern herauf: Der operative Gewinn (bereinigtes EBITA) soll entgegen der bisherigen Prognose steigen. Das Konzernergebnis soll weiterhin positiv ausfallen, wenn man die Gewinnanteile von Minderheitsaktionären etwa bei Tui Travel einrechnet.
RÜCKSTELLUNGEN LASSEN VERLUST WACHSEN
Immense Abschreibungen und Rückstellungen dürften den Nettogewinn in diesem Jahr allerdings deutlich nach unten ziehen. Denn Joussen räumte nach seinem Einstand erst einmal in der Bilanz auf. Immense Rückstellungen waren die Folge, der Konzernchef sprach von insgesamt 90 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahresquartal weitete sich dadurch der saisontypische Verlust unter dem Strich um 34 Prozent auf 248 Millionen Euro aus.
Der operative Verlust reduzierte sich dank guter Geschäfte der Hotelsparte und der Veranstaltertochter Tui Travel hingegen um zwölf Prozent auf 197 Millionen Euro, während der Umsatz um zwei Prozent auf gut 3,3 Milliarden Euro zulegte. Reiseunternehmen schreiben im Winter meist rote Zahlen. Ihre Gewinne fahren sie vor allem in der Hauptreisezeit im Sommer ein./stw/stb/fbr
An der Börse wurden die Nachrichten mit Begeisterung aufgenommen. Die Tui-Aktie sprang am Morgen um 3,32 Prozent auf 9,345 Euro nach oben und war damit Spitzenreiter im MDax
ÜBERNAHME VON TUI TRAVEL KEIN THEMA
Für die kommenden zwei Jahre hat Joussen ehrgeizige Ziele. Im Geschäftsjahr 2014/15 (bis Ende September) soll der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (bereinigtes EBITA) von zuletzt 746 Millionen auf eine Milliarde Euro klettern. Die Hotel- und die Kreuzfahrtsparte sollen bis dahin fast genauso viel Bargeld bei der Holding abliefern wie die größte Konzerntochter Tui Travel, an der Tui nur mit gut der Hälfte beteiligt ist. Dadurch soll die Barmittel-Bilanz der Tui AG auf rund 100 Millionen Euro steigen. Bisher ist sie negativ. Rund die Hälfte der Netto-Bargeldzuflüsse will Joussen künftig an die Anteilseigner ausschütten.
Erreichen will der Manager seine Ziele unter anderem mit kräftigen Kürzungen bei der Konzernmutter. Die Zahl der Arbeitsplätze in der Zentrale der Tui AG soll mittelfristig von 186 auf unter 100 sinken. Die Kosten von zuletzt 73 Millionen Euro sollen um 40 Prozent schrumpfen. Zudem will Joussen das Veranstaltergeschäft von Tui Travel enger mit der in Hannover aufgehängten Tui-Hotelsparte verzahnen. Eine Komplettübernahme von Tui Travel stehe allerdings nach dem gescheiterten Versuch vom Jahresbeginn nicht auf dem Plan, betonte er.
EINSCHNITTE IM KREUZFAHRTGESCHÄFT
Einschnitte kündigen sich auch im Kreuzfahrtgeschäft an: Bei der Tochter Hapag-Lloyd Kreuzfahrten sollen die Personal- und Sachkosten sinken. Tui berief den bisherigen Hotel-Spartenchef Karl Pojer zum neuen Chef des Kreuzfahrtanbieters.
Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September schraubte das Management die Erwartungen für den Konzern herauf: Der operative Gewinn (bereinigtes EBITA) soll entgegen der bisherigen Prognose steigen. Das Konzernergebnis soll weiterhin positiv ausfallen, wenn man die Gewinnanteile von Minderheitsaktionären etwa bei Tui Travel einrechnet.
RÜCKSTELLUNGEN LASSEN VERLUST WACHSEN
Immense Abschreibungen und Rückstellungen dürften den Nettogewinn in diesem Jahr allerdings deutlich nach unten ziehen. Denn Joussen räumte nach seinem Einstand erst einmal in der Bilanz auf. Immense Rückstellungen waren die Folge, der Konzernchef sprach von insgesamt 90 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahresquartal weitete sich dadurch der saisontypische Verlust unter dem Strich um 34 Prozent auf 248 Millionen Euro aus.
Der operative Verlust reduzierte sich dank guter Geschäfte der Hotelsparte und der Veranstaltertochter Tui Travel hingegen um zwölf Prozent auf 197 Millionen Euro, während der Umsatz um zwei Prozent auf gut 3,3 Milliarden Euro zulegte. Reiseunternehmen schreiben im Winter meist rote Zahlen. Ihre Gewinne fahren sie vor allem in der Hauptreisezeit im Sommer ein./stw/stb/fbr