PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Unmittelbar vor der zweiten Wahlrunde in Frankreich haben die europäischen Börsen am Freitag weiter vom steigenden Anlegerinteresse profitiert. Während die US-Börsen kaum auf aktuelle Daten vom US-Arbeitsmarkt reagierten, schafften es die Aktien hierzulande am Nachmittag im Gleichschritt mit dem Euro ins Plus. Am Ende gewann der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) 0,85 Prozent auf 3658,79 Punkte und überbot nochmals sein bisheriges Hoch seit August 2015. Im Wochenverlauf brachte er ein Plus von rund 2,8 Prozent über die Ziellinie.
Auch an den wichtigsten Länderbörsen ging es am Freitag weiter bergauf: Der CAC 40 (CAC 40) rückte um 1,12 Prozent auf 5432,40 Zähler vor. In London jedoch war der Schwung etwas kleiner: Der FTSE 100 schloss aber immerhin 0,68 Prozent höher bei 7297,43 Punkten.
Die Anleger spekulierten zu Wochenschluss weiter auf eine europafreundliche Präsidentschaft in Frankreich, weil der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron im Umfragen ungebrochen deutlich vor der Rechtspopulistin Marine Le Pen liegt. Rückenwind gab den europäischen Märkten am Nachmittag außerdem ein als solide gewerteter Arbeitsmarktbericht aus den USA.
Im Branchenvergleich gab es in dem positiven Marktumfeld am Freitag keine klaren Verlierer. Kräftig nach oben ging es aber im Rohstoffbereich, wo die Sektorwerte vom Umschwung bei den Öl- und Metallpreisen profitierten. Der Sektor der Minenwerte (Stoxx 600 Basic Resources PR) legte um 2,55 Prozent zu, während sich Ölwerte (STOXX Europe 600 Oil & Gas) im Schnitt um rund 2 Prozent verteuerten.
Weil der Ölpreis seine jüngste Talfahrt vorerst stoppte, verteuerten sich Branchenvertreter wie Eni (6:ENI) und Total (9:TOTF) im EuroStoxx um jeweils mindestens 2 Prozent. An der Londoner Börse zogen die Papiere von Shell (7:RDSa) um 2,69 Prozent an. Minenwerte wie Randgold oder Glencore (3:GLEN) gehörten dort mit mehr als 4 Prozent Plus zur Spitzengruppe.
Hocherfreut reagierten die Anleger in London auf den verschärften Sparkurs des britische Bildungsverlags Pearson (3:PSON), der zudem seine gebeutelte US-Sparte auf den Prüfstand stellte. Die Aktie schnellte am Ende um mehr als 12 Prozent in die Höhe. Für die Papiere der britischen Handelskette Marks & Spencer (3:MKS) ging es ferner um fast 5 Prozent nach oben, nachdem ein neuer Vorstandsvorsitzender gefunden wurde.
Auch Zahlenvorlagen entschieden bei einigen Aktien über Wohl und Wehe. Papiere des Windkraftanlagenbauers Vestas (15:VWS) etwa profitierten in Kopenhagen mit plus 5 Prozent von einem unerwartet deutlich gesteigerten Ergebnis im ersten Quartal. Ähnlich gut erging es den Papieren der British-Airways-Mutter IAG (3:ICAG) mit plus 5,5 Prozent, weil der Bericht zum saisonal eher schwachen ersten Quartal überzeugte.
Die Titel des französischen Außenwerbe-Spezialisten JCDecaux (PA:JCDX) dagegen begaben sich nach dem Quartalsbericht mit 4 Prozent auf Talfahrt. Neben einem leichten Umsatzrückgang lastete auch ein vorsichtiger Quartalsausblick auf den Aktien.