PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Montag wegen eines Hoffnungsschimmers im Ukraine-Konflikt zugelegt. Der EuroStoxx 50 erholte sich um 1,47 Prozent auf 3741,10 Punkte und der französische Cac 40 zog sogar um 1,75 Prozent auf 6369,94 Punkte an. Die beiden Indizes hoben sich damit positiv ab von der verhaltenen Wall Street. US-Aktien hatten den Krieg in der Ukraine bislang aber bei weitem nicht so stark zu spüren bekommen wie jene aus Europa.
Der britische FTSE 100 stieg allerdings nur moderater um 0,53 Prozent auf 7193,47 Punkte. Der Londoner Leitindex wurde etwas gebremst von fallenden Kursen in den dort gewichtigen Rohstoff- und Ölsektoren. Der Ölpreis fiel zu Wochenbeginn von seinem hohen Niveau zurück. Dies wurde auch mit erneuten Bemühungen zu einer Beilegung des Ukraine-Konflikts begründet.
"Die diplomatischen Annäherungen zwischen Russland und der Ukraine sorgen für einen positiven Handelsstart in die neue Woche", betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robo Markets. Hoffnung macht, dass Unterhändler der Ukraine und Russlands erneut miteinander sprechen. Zuletzt hatten sich Vertreter der Delegationen zurückhaltend optimistisch zu den Verhandlungen geäußert.
An der Spitze der Gewinner standen die Autowerte. Zahlen von Europas größtem Autobauer Volkswagen (DE:VOWG) und dessen Prognosen für 2022 gaben dem Sektor Auftrieb, der zuletzt im Zuge des Ukraine-Konflikts zu den größten Verlierern gehört hatte. Die VW -Titel gehörten im EuroStoxx mit 4,4 Prozent Plus zu den Spitzenwerten.
Auch die gebeutelten Bankaktien (NASDAQ:KBWB) zogen überdurchschnittlich an, nachdem Sorgen vor Zahlungsausfällen im Zuge des Ukraine-Konflikts sie zuletzt stark unter Druck gebracht hatten. Wenige Tage vor dem nächsten Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, bei dem Anleger von einer ersten Zinserhöhung ausgehen, sorgte in der Branche das Thema Zinswende nun auch wieder für etwas Fantasie. Titel der ING (AS:INGA) und der BNP Paribas (DE:BNPP) gewannen mehr als vier Prozent.
Dem Markt hinterher hinkten die Technologieaktien, nachdem die Aktien bedeutender Tech-Konzerne aus China am Montag mächtig unter Druck standen. Bei diesen machten sich Sorgen breit um die Position Chinas im Ukraine-Krieg und wegen eines Corona-Lockdowns in der chinesischen Metropole Shenzhen. Aktien der Tech-Beteiligungsgesellschaft Prosus (AS:PRX) sackten am EuroStoxx-Ende um über 10 Prozent ab. Papiere der Kernbeteiligung Tencent (HK:0700) waren zuvor in Hongkong ähnlich deutlich abgesackt.
Die Hoffnungssignale im Ukraine-Konflikt ließen unterdessen Rohstoff- und Ölwerte (NYSE:XLE) sinken. Aus dem Bergbausektor sackten die Titel von Glencore (LON:GLEN) und Rio Tinto (LON:RIO) in London um bis zu 5,8 Prozent ab, im Ölsegment schlossen dort Shell (DE:R6C0) 1,9 Prozent tiefer. Auch im Rohstoffsektor kam der Lockdown in Shenzhen belastend hinzu. "Die schwierigste Corona-Situation seit dem Ausbruch in Wuhan schürt die Sorge vor größeren Nachfrageausfällen am mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt für Metalle", so Analystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank (DE:CBKG).