PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der europäische Aktienmarkt hat am Dienstag seine zu Wochenbeginn erlittenen Verluste massiv ausgeweitet. Schwache Konjunkturdaten aus China und den USA setzten die Ölpreise weiter unter Druck und verstärkten damit die Sorgen um einen weltweiten Wirtschaftsabschwung. Jüngste Kennzahlen zur Stimmung in den Unternehmen würden darauf hindeuten, dass sich das Verarbeitende Gewerbe in diesen beiden wichtigsten Ölverbrauchsländern der Welt in der Rezession befinde, hieß es in einer Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank.
Der EuroStoxx-50-Index (Euro Stoxx 50) fiel um 2,29 Prozent auf 2951,85 Punkte. Alle Werte im Leitindex der Eurozone schlossen im Minus.
Der Pariser CAC-40-Index (CAC 40) verlor 2,47 Prozent auf 4283,99 Punkte. In London büßte der FTSE-100-Index (ISE:UKX) 2,28 Prozent auf 5922,01 Punkte ein. Als Belastung hinzu kamen sehr negativ aufgenommene Geschäftszahlen von den Branchenschwergewichten UBS (VX:UBSG) (VTX:UBSN) (ETR:UBRA) und BP
Tagesverlierer im europäischen Handel waren die Öl- und Gaswerte, deren Branchenindex (DJX:SXEP) um 4,86 Prozent abrutschte. Verantwortlich waren vor allem schwache Zahlen des britischen Ölkonzerns BP
Der Ölpreisverfall und die deutlich niedrigeren Gaspreise hatten tiefe Spuren in der Bilanz von BP hinterlassen. Die Ergebnisse nährten die Sorgen um die Dividende, sagte Stratege Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets UK.
Im EuroStoxx-50-Index büßten die Papiere von Total (PSE:PFP) rund viereinhalb Prozent ein. Die Experten von Liberum hatten Börsianern zufolge ihre Kaufempfehlung für die Franzosen gestrichen.
Die Anteilsscheine von UBS (VTX:UBSN) rutschten nach der Veröffentlichung von Geschäftszahlen um knapp 7 Prozent ab. Der Überschuss der schweizerischen Großbank habe im Schlussquartal zwar über der Markterwartung gelegen, schrieb Analyst Jon Peace von der japanischen Bank Nomura. Der Vorsteuergewinn aber habe wegen schwacher Erträge die durchschnittliche Schätzung etwas verfehlt. Die UBS hatte zudem mit einem vorsichtigen Blick auf das laufende Jahr die Erwartungen gedämpft.
In London will der britische Handelskonzern Sainsbury (ISE:SBRY) den Konsumgüterhersteller Home Retail Group (ISE:HOME) für rund 1,3 Milliarden Britische Pfund schlucken. Sainsbury bietet 161,3 Pence je Home-Retail-Aktie. Dies entspricht einem Aufschlag von 56 Prozent auf den Aktienkurs Anfang Januar, als erste Übernahmegerüchte durchgesickert waren. Die Aktien waren schon damals angesprungen und bewegten sich nun zum Handelsschluss kaum von Fleck. Sainsbury-Papiere profitierten mit einem Plus von rund zweieinhalb Prozent.
Syngenta-Aktien (VTX:SYNN) schließlich zogen um 3,67 Prozent an. Denn in der Chemiebranche zeichnet sich eine neue Megafusion ab: Der chinesische Staatsbetrieb ChemChina steht laut informierten Personen vor dem Kauf des schweizerischen Agrochemie-Konzerns. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, liegt das Volumen bei rund 43,7 Milliarden Franken (39,4 Mrd Euro). Je Syngenta-Aktie wolle ChemChina rund 470 Franken in bar bieten. Zum Handelsschluss kosteten die Papiere der Schweizer rund 392 Franken.