PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten europäischen Aktienmärkte haben am Mittwoch Verluste verbucht. Nachdem schwache Daten zur Stimmung in den Industrie-Unternehmen des Euroraums kaum Einfluss gehabt hätten, sei vor allem am Nachmittag dann Druck in die Märkte gekommen, sagte Marktanalyst Jasper Lawler vom Broker Alpari UK in London. Einerseits seien Sorgen über womöglich weitere Sanktionen gegen Russland aufgekommen, andererseits hätten schwache Konjunkturdaten aus den USA belastet. Der EuroStoxx 50 F:SX5E büßte 0,96 Prozent auf 3195,08 Punkte ein. In Paris fiel der Cac 40 (PSE:PCAC) um 1,15 Prozent auf 4365,27 Punkte. Der britische Leitindex FTSE 100 (ISE:UKX) gab um 0,98 Prozent auf 6557,52 Punkte nach.
Neue Sanktionssorgen waren aufgekeimt, da EU-Kommissionspräsident Barroso Kremlchef Putin im Zuge des Streits mit Moskau um ein Handelsabkommen zwischen Brüssel und Kiew vor Strafmaßnahmen gegen die Ukraine gewarnt hatte. Es verstoße gegen Abmachungen mit der EU, wenn Russland - wie in einem Dekret vorgeschlagen - Handelsbarrieren zulasten der Ukraine einrichte, hatte Barroso an Putin geschrieben.
In den USA war der Einkaufsmanagerindex für die Industrie (ISM) im September überraschend stark von 59,0 Punkten im Vormonat auf 56,6 Zähler gesunken. Bankvolkswirte hatten lediglich einen Rückgang auf 58,5 Punkte erwartet.
Unter den 19 Branchen im Stoxx Europe 600 (DJX:SXXP) gab es keine Gewinner. Besonders schwach war im Sektorvergleich die Einzelhandelsbranche (DJX:Q1Q), die um 1,91 Prozent nachgab. Zunehmend sorgen sich Investoren über einen Preiskampf zwischen britischen Supermarktbetreibern. Sainsbury hatte an diesem Tag Quartalszahlen vorgelegt und einen pessimistischen Ausblick auf die zweite Jahreshälfte gegeben. Nun soll deshalb die Dividende geprüft werden. Die Papieren brachen am Ende des FTSE 100 um knapp sieben Prozent ein.
Die Aktien des Konkurrenten Morrison (Wm.) Supermarkets (ISE:MRW) (BER:MZP) folgten mit einem Minus von rund fünf Prozent. Die Tesco-Papiere (ISE:TSCO) sanken um etwas mehr als drei Prozent. Das Unternehmen hatte erst Ende August eine Gewinnwarnung ausgegeben und nun blüht dem britischen Einzelhändler wegen zu hoch angegebener Gewinnerwartungen auch noch Ungemach von Aufsehern. Die Londoner Finanzaufsicht FCA leitete eine Untersuchung der Finanzberichte des ersten Halbjahres ein. Anfang vergangener Woche hatte Tesco mitgeteilt, den erwarteten Gewinn für den Zeitraum der sechs Monate bis zum 23. August um rund 250 Millionen Pfund zu hoch angegeben zu haben.
Im Auswahlindex der Eurozone waren die Anteilsscheine von Orange (PSE:ORA) Schlusslicht mit einem Minus von etwas mehr als vier Prozent. Die staatliche französische Investmentbank Bpifrance reduziert ihren Einfluss beim französischen Telefonkonzern Orange. Rund 50 Millionen Aktien sollen für 11,60 Euro je Anteil am Markt platziert werden. Mit dem Verkauf sinkt der Anteil des Instituts an Orange von 13,5 auf 11,6 Prozent.