PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die zunehmende Angst vor bald steigenden US-Zinsen hat die europäischen Börsen am Montag weiter belastet. Allerdings dämmten die wichtigsten Indizes ihre Verluste dank einer stabilisierten Wall Street etwas ein. Dort waren die Kurse am Freitag nach Aussagen eines wichtigen amerikanischen Notenbankers noch stärker als in Europa unter Druck geraten.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) schloss zu Wochenbeginn 1,32 Prozent tiefer bei 3012,88 Punkten. Damit knüpfte der Leitindex der Eurozone zwar an seinen schwachen Wochenausklang an, blieb aber über seinem Tagestief. Ähnlich sah es bei den anderen Indizes aus: Der französische CAC-40-Index (CAC 40) verlor letztlich 1,15 Prozent auf 4439,80 Zähler und der britische FTSE-100-Index (ISE:UKX) sank um 1,12 Prozent auf 6700,90 Punkte.
Vor dem Wochenende hatte sich Eric Rosengren, Vorsitzender der regionalen Notenbank von Boston, gegen eine zu lang anhaltende lockere Geldpolitik ausgesprochen. Denn ansonsten drohe die amerikanische Wirtschaft zu überhitzen. Das hatte dem US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) den größten Tagesverlust seit dem Brexit-Votum Ende Juni eingebrockt.
Am Montag hieb mit Dennis Lockhart, Vorsitzender der regionalen Notenbank von Atlanta, ein weiterer ranghoher Notenbanker in die gleiche Kerbe. Allerdings hat er derzeit kein Stimmrecht im geldpolitischen Fed-Ausschuss FOMC, der kommende Woche über die weitere Geldpolitik entscheidet. Eine Zinserhöhung würde die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren schmälern.
"An den Börsen haben sich in den vergangenen Jahren zu viele Anleger auf die geldpolitische Unterstützung verlassen", kommentierte Jochen Stanzl von CMC Markets die aktuellen Kursverluste. "Diese Stütze aber könnte in der kommenden Woche auf der nächsten Sitzung der US-Notenbank ein weiteres Stück weggezogen werden."
Im europäischen Branchenvergleich gab es zum Wochenauftakt nur Verlierer. Am schlimmsten erwischte es die Banktitel, deren Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 um 2,02 Prozent absackte. Dahinter gab der Index der Rohstoffunternehmen angesichts sinkender Metallpreise um 1,68 Prozent nach. Der konjunktursensible Autofirmenindex verlor 1,67 Prozent.
Am besten hielt sich noch der Index der Konsumgüterhersteller, der mit minus 0,01 Prozent faktisch auf der Stelle trat. Die Branche gilt als besonders resistent gegenüber konjunkturelle Zyklen und spielt ihre Stärken vor allem in einem schwachen Marktumfeld aus. Ähnliches gilt für den Index der Medizinunternehmen, der minimale 0,03 Prozent verlor.
Kursbewegende Unternehmensnachrichten waren zum Wochenauftakt dünn gesät. Im FTSE 100 waren die Aktien des Nahrungsmittel- und Einzelhandelskonzerns Associated British Foods (ISE:LON:ABF) (FSE:AFO1) mit einem knapp elfprozentigen Kurssturz abgeschlagenes Schlusslicht. Sie litten unter der Mitteilung, dass die flächenbereinigten Umsätze der Bekleidungstochter Primark im laufenden Geschäftsjahr sinken dürften. Dazu sorgten die deutlich rückläufigen Zinsen bei britischen Anleihen für ein Loch in der Pensionskasse des Konzerns.
Dagegen schafften die Titel von Morrison Supermarkets (ISE:MRW) (BER:MZP) ein Plus von 0,47 Prozent. Die britische Einzelhandelskette baut ihre Kooperation mit dem US-Onlinehändler Amazon (NASDAQ:AMZN) (XETRA:AMZn) aus und legt zudem im weiteren Wochenverlauf noch Geschäftszahlen vor.