FRANKFURT (dpa-AFX) - Anhaltende Sorgen um Chinas Wirtschaft und enttäuschende Geschäfte deutscher Konzerne haben den Frankfurter Aktienmarkt am Mittwoch weiter nach unten gedrückt. Der Dax (DAX) fiel in den ersten Minuten wieder unter die Marke von 10 000 Punkten und verlor am Morgen 1,04 Prozent auf 9928,53 Punkte. Am Dienstag bereits war der deutsche Leitindex nach sieben Plustagen in Folge ins Minus gerutscht.
Das Fundament des Marktes sei aktuell fragil, schrieb Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Halaba. Insofern könne grundsätzlich keine Entwarnung für die Börsen gegeben werden. Der übergeordnete Abwärtstrend sei weiterhin dominant.
ERZEUGERPREISE FALLEN IN CHINA WEITER KRÄFTIG
Die Erzeugerpreise in China waren im September erneut kräftig gefallen, was die Sorgen um die Konjunktur der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt noch steigen ließ. In Folge dessen überwogen an den asiatischen Börsen fast überall die Kursverluste.
Als Belastung hinzu kamen weitere schlechte Nachrichten aus der Quartalsberichtssaison in Deutschland: Nach den Kurseinbrüchen von Leoni (XETRA:LEOGn) und Aixtron (ETR:AIXA) am Dienstag folgten am Mittwoch Kursstürze bei dem Medizin- und Sicherheitstechnik-Hersteller Drägerwerk (ETR:DRW3) sowie bei dem Software-Hersteller Software AG (XETRA:SOWG).
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Aktienwerte büßte in dieser Gemengelage am Mittwoch 0,76 Prozent auf 19 577,70 Punkte ein. Für den TecDax (TecDAX) ging es um besonders deutliche 1,67 Prozent auf 1698,02 Punkte nach unten - Drägerwerk und die Software AG sind Mitglieder des Technologiewerte-Index. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor 0,95 Prozent.
ÜBERNAHMEKAMPF IM IMMOBILIENSEKTOR
Im Fokus stand auch der laufende Übernahmekampf im Immobiliensektor. Die Nummer eins der Branche, Vonovia (XETRA:VNAn), will den zweitgrößten Anbieter Deutsche Wohnen (ETR:DWNI) für rund 9 Milliarden Euro kaufen. Dadurch will der Konzern die geplante Übernahme von LEG Immobilien (XETRA:LEGn) durch die Deutsche Wohnen verhindern.
Die Anleger werteten die Nachricht für die Deutsche Wohnen positiv, hegten jedoch Zweifel, ob die Übernahme letztlich auch zustande kommt. Die Papiere stiegen im MDax nur um 1,45 Prozent auf 24,55 Euro. Das Angebot von Vonovia entspricht aber - auf Basis der Schlusskurse vom 8. Oktober 2015 - einem Wert von 25,86 Euro je Deutsche Wohnen-Aktie. Dies war der letzte Handelstag bevor erste Marktgerüchte über einen denkbaren Zusammenschluss des Dax-Konzerns mit der Deutsche Wohnen AG (DE:DWNG) aufkamen.
Für die Aktien von Vonovia (XETRA:VNAn) ging es am Dax-Ende um mehr als 4 Prozent nach unten. Ein Händler verwies darauf, dass der Dax-Konzern zur Finanzierung des Übernahmeangebotes sein Kapital erhöhen müsste. Voraussetzung für das Gebot von Vonovia ist allerdings, dass die Deutsche-Wohnen-Aktionäre bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 28. Oktober die geplante Übernahme von LEG ablehnen. Die Anteilsscheine von LEG fielen um rund dreieinhalb Prozent.
DRÄGERWERK UND SOFTWARE AG SACKEN AB
Der Medizin- und Sicherheitstechnik-Hersteller Drägerwerk (ETR:DRW3) senkte erneut seine Prognose für das laufende Jahr. Die Geschäftsentwicklung in der Region Asien-Pazifik habe sich weiter eingetrübt, hieß es zur Begründung. Die Papiere brachen am TecDax-Ende um mehr als 18 Prozent ein. Mit der Gewinnwarnung habe Drägerwerk Vertrauen am Markt zerstört, schrieb Analyst Oliver Reinberg vom Analysehaus Kepler Cheuvreux.
Die Software AG (XETRA:SOWG) steigerte zwar im dritten Quartal Umsatz und Gewinn. Beim Hauptumsatzträger Digital Business Platform blickt Deutschlands zweitgrößter Softwarehersteller aber pessimistischer auf das Gesamtjahr. Dementsprechend büßten die Anteilsscheine mehr als 8 Prozent ein.