FRANKFURT (dpa-AFX) - Am Ende einer bislang guten Woche lässt der Dax nochmals Federn. Auch belastet von einer erneuten Gewinnwarnung von Adidas lag der deutsche Leitindex gegen Ende der ersten Handelsstunde mit 1,15 Prozent im Minus bei 12 620,40 Punkten. Damit schmilzt sein Wochenplus, das sich am Dienstag in der Spitze noch auf fast 4 Prozent belief, auf aktuell nur noch 1,5 Prozent.
Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sieht weiter steigende Zinsen ungebrochen als "große Sorge der Aktienanleger". Der MDax gab am Freitag auch um 1,41 Prozent auf 22 944,24 Zähler nach, während der EuroStoxx 1,3 Prozent an Wert verlor. Zuvor hatten sich die US-Börsen (ETR:SXR4) am Vorabend nicht im Plus gehalten.
"Nach den kleinen Hoffnungszeichen zu Beginn der Woche ist der Markt wieder in seinem derzeit leider normalen Fahrwasser angekommen", schrieben am Morgen die Experten des Bankhauses Metzler. "Da die Konjunkturagenda heute beiderseits des Atlantiks so gut wie leer ist, können die Anleger einmal mehr reflektieren und bereits über die Ausrichtung für die neue Handelswoche nachdenken." Dann wartet neben der Berichtssaison der nächste Zinsentscheid der EZB am Donnerstag als großes Highlight auf die Anleger.
An diesem Freitag halten Börsianer auch Schwankungen wegen des kleinen Verfalltags für möglich. Laut Altmann ist es ist außergewöhnlich, dass der Oktober-Verfall für viel Aufsehen und vielleicht auch Marktbewegungen sorgt. Normalerweise sei dies den großen Verfalltagen zum Quartalsende vorbehalten. Große Positionen, die nahe am Marktniveau liegen und entsprechend für Bewegung sorgen könnten, liegen dem Experten zufolge bei 12 650 und 12 500 Punkten.
Negatives trug zur Dax-Entwicklung die Adidas-Aktie (ETR:ADSGN) bei wegen erneut gekappter Jahresprognosen. Dafür verantwortlich gemacht wurden teils hausgemachte Probleme in China, eine schleppende Nachfrage in vielen Ländern und steigende Kosten. Die Papiere sackten um 8,7 Prozent ab auf ein neuerliches Tief seit 2016. In den zehn Jahren der Beobachtung des Sportartikelsektors sei die Stimmung nie so negativ gewesen, sagte die JPMorgan-Expertin Chiara Battistini. Auch die Puma-Aktien wurden mit einem Abschlag von 5,2 Prozent davon erfasst.
Besser erging es den Aktien von PNE (ETR:PNEGn) Wind, die um 1,4 Prozent stiegen, was aber deutlich weniger war als vor Börsenstart noch gedacht. Der von Morgan Stanley (NYSE:MS) kontrollierte Hauptaktionär Photon Management beabsichtigt, ergebnisoffene Vorgespräche mit potenziellen Interessenten zu führen. Bei Anlegern sorgte dies für etwas Kursfantasie: Sollte die gesamte Beteiligung an einen Erwerber veräußert werden, könnte die Abgabe eines Übernahmeangebots erforderlich werden.
Schwäche widerum zeigten die Titel von Kion (ETR:KGX) und Scout24 (ETR:G24n) , die infolge von negativer Analysteneinschätzungen um 4,4 und 2,9 Prozent abrutschten. Für Kion gab das Bankhaus Metzler seine Kaufempfehlung auf, da die Lösung vieler hausgemachter Probleme bei dem Lagertechnik-Hersteller Zeit brauche. Bei Scout24 strich Warburg Research aus Sorge um das Immobilienumfeld die Kaufempfehlung für den Online-Portalbetreiber.
Mit den 0,6 Prozent höheren SAP (ETR:SAPG) -Papieren gab es aber auch eine positive Ausnahme im Dax, nachdem die US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) auf "Overweight" hochgestuft hat. Analyst Toby Ogg bezeichnete den Softwarekonzern als "Top Pick" im europäischen Branchenumfeld. Der Kurs spiegelt seiner Ansicht nach zu stark die konjunkturelle Unsicherheit wider, während der laufende Wandel zur Cloud nicht richtig wertgeschätzt werde.