FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Dienstag erst einmal seiner vorangegangenen Kursrally Tribut gezollt. Zuletzt stand der deutsche Leitindex 0,19 Prozent tiefer bei 11 462,77 Punkten. Zum Wochenauftakt war der Dax dank der vorläufigen Einigung im griechischen Schuldenstreit um knapp anderthalb Prozent gestiegen und hatte damit seine Gewinnserie ausgebaut.
Auch die anderen Indizes konnten am Dienstagmorgen nicht an ihre jüngste Stärke anknüpfen: Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte sank um 0,12 Prozent auf 20 559,85 Punkte, während sich der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) mit einem Minus von 0,04 Prozent auf 1739,28 Punkte kaum bewegt zeigte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor minimale 0,03 Prozent auf 3589,22 Punkte.
TSIPRAS DROHT WIDERSTAND IM EIGENEN LAND
Bis Mittwoch verlangt die Eurogruppe die Zustimmung des griechischen Parlaments zu zentralen Reformen als Voraussetzung, um Verhandlungen über ein neues Hilfspaket aus dem dauerhaften Euro-Rettungsprogramm ESM aufzunehmen. Wann die Sitzung in Athen stattfindet, ist noch nicht bekannt. Regierungschef Alexis Tsipras stößt bereits jetzt auf zunehmenden Widerstand in seinem eigenen Land: Die Gewerkschaft der Staatsbediensteten rief aus Protest zu einem landesweiten Streik auf. Tsipras muss zudem mit scharfem Gegenwind im Regierungslager rechnen.
Am späteren Dienstagvormittag stehen zudem die deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen als möglicher Impulsgeber an und am Nachmittag US-Wirtschaftsdaten, insbesondere die Einzelhandelsumsätze für den Juni. Deutsche Banken- und Pharmaaktien könnten von den ebenfalls nachmittags erwarteten Quartalszahlen der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) (ETR:CMC) sowie des amerikanischen Pharmakonzerns Johnson & Johnson (NYSE:JNJ) (XETRA:JNJ) bewegt werden.
Die Vorgaben der Übersee-Börsen gaben derweil keine klare Richtung vor: Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones Industrial (US 30) kam seit dem europäischen Börsenschluss am Montag kaum vom Fleck, und in Asien entwickelten sich die wichtigsten Märkte uneinheitlich.
BRANCHENFANTASIE STÜTZT INFINEON - ABSTUFUNG BELASTET RWE
Unternehmensseitig blieb die Agenda zunächst übersichtlich. Die Aktien von Infineon (XETRA:IFXGn) gehörten mit plus 0,36 Prozent zu den Favoriten im Dax, was Börsianer mit der Übernahmefantasie in der Branche begründeten. China steht mit einem Staatsunternehmen laut dem "Wall Street Journal" vor dem bisher größten Firmenkauf in den USA. Die Tsinghua Unigroup wolle den US-Chiphersteller Micron Technology (NASDAQ:MU) (XETRA:MTE) für 23 Milliarden Dollar schlucken, berichtete das Blatt unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Dagegen brachen die Papiere von Schlusslicht RWE (XETRA:RWEG) mit minus 2,43 Prozent den jüngsten Erholungsversuch wieder ab. Sie litten darunter, dass die Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG) die Aktien des Energiekonzerns abgestuft hatte und nun zum Verkauf rät.
CVC-TEILAUSSTIEG BREMST EVONIK - ZIELANHEBUNG TREIBT PROSIEBEN
Im MDax belastete der Teilausstieg eines Großaktionärs die Evonik-Titel (XETRA:EVKn): Sie verloren 1,21 Prozent auf 35,025 Euro. Am Vortag hatten sie bei 36,350 Euro noch ein Rekordhoch markiert. Der Finanzinvestor CVC hatte am späten Montagabend den Verkauf von 15 Millionen Anteilsscheinen zu je 34,60 Euro mitgeteilt. Kreisen zufolge hatte die Preisspanne bei 34,60 bis 35,455 Euro gelegen. Das nun veräußerte Paket entspricht einem Anteil von 3,2 Prozent an Evonik. Angaben des deutschen Konzerns auf dessen Internetseite zufolge lag der Anteil von CVC zuletzt bei etwa 9,4 Prozent.
Dagegen ging es für ProSiebenSat.1 (XETRA:PSMGn) um 0,94 Prozent auf 47,035 Euro hoch. Die Deutsche Bank hatte das Kursziel für die Aktien des Medienkonzerns von 45 auf 57 Euro angehoben und ihre Kaufempfehlung bestätigt.