FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Wahlsieg des als unberechenbar geltenden Republikaners Donald Trump hat am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch nur kurzzeitig für größere Verluste gesorgt. Zum Handelsstart fiel der Leitindex Dax (DAX) noch um knapp 3 Prozent auf 10 174 Punkte. Von einer Verkaufspanik, wie sie sich vor dem Börsenstart mit Indikationen unter 10 000 Punkten noch abgezeichnet hatte, war aber schon hier nichts mehr zu spüren.
In der ersten Handelsstunde schmolzen die Verluste nun auf 1,34 Prozent zusammen und er notierte bei 10 342,10 Punkten. Der MDax (MDAX) verlor 0,96 Prozent auf 20 418,20 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gab um 0,52 Prozent auf 1721,09 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor 1,61 Prozent.
Wegen der anfänglich drohenden Panikgefahr hatte die Deutsche Börse (DE:DB1Gn) kurz vor dem Handelsbeginn den Systemstatus "Fast-Market" aktiviert, der in hektischen Ausnahmesituationen ausgerufen wird. Damit werden am Markt zulässige Schwankungsbreiten etwa für Aktien ausgeweitet, um zu verhindern, dass der Handel bei sehr großen Kursveränderungen zu schnell ausgesetzt wird. Er erhöht damit allerdings das Verlustrisiko für Anleger.
'POLITISCHE BÖRSEN HABEN KURZE BEINE'
Doch letztlich brachte der überraschende Ausgang der US-Präsidentschaftswahl die weltweiten Märkte nur kurzfristig stark unter Druck. Es wurde an das Sprichwort "Politische Börsen haben kurze Beine" erinnert. Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar sagte: "Die Erfahrung mit der jüngeren Börsengeschichte zeigt, dass einzelne Begebenheiten keinen anhaltenden Einfluss auf den Dax haben."
Laut Händler Ludwig Donnert von Orca Capital dürfte die allgemeine Unsicherheit aber anhalten bis klar werde, wohin die Reise wirtschaftlich und politisch gehe.
Dass Trump neuer Präsident der Vereinigten Staaten wird, hatte die Finanzmärkte am frühen Morgen erschüttert. Der mexikanische Peso stürzte auf ein Rekordtief ab, und der US-Dollar ging zum Euro (FX1:EURUS) auf Talfahrt, was die Gemeinschaftswährung kurzzeitig auf den höchsten Stand seit Anfang September trieb. Zuletzt wurde sie dann jedoch wieder mit 1,1115 Dollar gehandelt. Der Goldpreis war ebenfalls hochgeschnellt und auch die Nachfrage nach sogenannten Fluchtwährungen wie dem japanischen Yen und dem Schweizer Franken stieg sprunghaft, bevor allmählich wieder eine Beruhigung eintrat.
AUTO- UND BANKAKTIEN DIE GRÖSSTEN VERLIERER
Neben Autowerten zählten die Bankaktien zu den größten Verlierern nach dem Wahlausgang. Daimler (XETRA:DAIGn) und BMW (XETRA:BMWG) verloren jeweils rund 4 Prozent. Die Anteilsscheine der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) gaben um 3,6 Prozent nach und die der Commerzbank (XETRA:CBKG) um 3,1 Prozent.
Neben dem ersten Schreck aus den USA spielten am Morgen aber auch die vorgelegten Quartalsberichte eine Rolle für Einzelaktien. So machten sich bei HeidelbergCement (XETRA:HEIG) die Kosten für die Übernahme des Konkurrenten Italcementi bemerkbar. Gewinnseitig verfehlte der Baustoffe-Konzern die durchschnittlichen Markterwartungen, was den Papieren ein Minus von 3,4 Prozent einbrockte.
Die Aktien der Munich Re (DE:MUVGn) (ETR:MUV2) sackten um 3,2 Prozent ab. Geringe Katastrophenschäden stimmten den weltgrößten Rückversicherer allerdings wieder optimistischer für das laufende Jahr. Nach der Gewinnwarnung vom Mai setzte der Vorstand sein Gewinnziel für 2016 nun wieder herauf.
EON-AKTIE GIBT NACH ZAHLEN MARKTKONFORM NACH
Die Papiere von Eon (DE:EONGn) (ETR:EOAN) fielen um marktkonforme 1,56 Prozent. Die historische Neuausrichtung brockte dem Energiekonzern zwar den nächsten gigantischen Verlust in Milliardenhöhe ein, doch am Markt war Schlimmeres befürchtet worden.