FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt nimmt die Erholung deutlich an Fahrt auf. Dank positiver Vorgaben der Börsen in Übersee baute der Dax (DAX) am Donnerstagmorgen sein kleines Kursplus vom Mittwoch aus und zog nun um 1,28 Prozent auf 9640,08 Punkte an. Seit Jahresbeginn muss er aber immer noch ein Minus von rund 1,7 Prozent verkraften.
Für den Index der mittelgroßen Werte, den MDax (MDAX), ging es am Donnerstag um 1,34 Prozent auf 17 067,76 Punkte nach oben. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) zog um 1,60 Prozent auf 1390,42 Punkte an. Beim EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone stand ein Plus von 1,44 Prozent.
'REAKTION WAR ÜBERFÄLLIG'
Eine Reaktion an den Aktienmärkten sei insgesamt überfällig gewesen, da diese zuletzt deutlich gefallen seien, sagte Analyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba. Die Initialzündung kam nun offenbar aus den USA: Die Wall Street hatte zur Wochenmitte sowohl das Sitzungsprotokoll der Notenbank Fed als auch den vorerst gestoppten Ölpreis-Verfall und einige Konjunkturdaten gut aufgenommen. Die Börsen in Asien verzeichneten vor diesem Hintergrund ebenfalls überwiegend Gewinne.
Laut Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black zeigten sich die Anleger erleichtert, dass die wichtigsten Notenbanken weiterhin das Wirtschaftswachstum stützen und sich gegen den als zu niedrig erachteten Preisauftrieb stemmen. Dies habe die Unsicherheit um den Ausgang der für die Eurozone wichtigen Neuwahl in Griechenland erst einmal in den Hintergrund gedrängt.
FED WARTET MIT LEITZINS-ERHÖUNG
So wird die US-Notenbank Fed den Leitzins auf den nächsten beiden Sitzungen voraussichtlich noch nicht anheben. Die meisten Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses erwarten keine Leitzinserhöhung vor Ende April, wie das am Mittwoch veröffentliche Protokoll zur Sitzung vom 16. und 17. Dezember zeigt. Sorgen vor einem überraschend schnellen Anstieg des Leitzinses in den USA hatten die Märkte jüngst unter Druck gesetzt.
Hierzulande sollten auch frische Konjunkturdaten das Geschehen beeinflussen, meinte Volkswirt Dirk Gojny von der National-Bank. Gojny verwies auf diverse Stimmungsindikatoren der EU-Kommission, die leichte Verbesserungen aufweisen dürften. Dem gegenüber war der Auftragseingang der deutschen Industrie im November wegen einer schwachen Entwicklung im Inland überraschend deutlich gesunken.
IM DAX NUR SAP IM MINUS
Unter den Favoriten im Dax zogen die Aktien der Deutschen Post (ETR:DPW) nach einem positiven Analystenkommentar um 2,07 Prozent auf 26,855 Euro an. Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler rechnet mit Rückenwind für den Logistiker durch die Abwertung des Euro (FX1:EURUS). Auch der Rückgang der Ölpreise sollte fundamental positiv wirken. Hoymann rechnet in diesem Jahr zudem mit der Ankündigung eines Aktienrückkaufs.
Als einziger Verlierer im Leitindex büßten die Anteilsscheine von SAP (XETRA:SAPG) 1,75 Prozent ein. Hier gab eine negative Studie: Analyst Michael Briest von der Schweizer Großbank UBS sah nur noch begrenztes Aufwärtspotenzial für die Aktien des Software-Konzerns und strich deshalb seine Kaufempfehlung.
Eine zuversichtliche Analystenaussage wiederum verhalf den Papieren des angeschlagenen Bau- und Dienstleistungskonzerns Bilfinger (XETRA:GBFG) mit einem Plus von knapp 3 Prozent an die MDax-Spitze. Marc Gabriel vom Düsseldorfer Bankhaus Lampe wertete den Verkauf eines Großteils des Ingenieurbaugeschäfts als erste positive Nachricht nach dem "Fiasko im Jahr 2014" mit mehreren Gewinnwarnungen.