FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem langen Feiertagswochenende in den USA hat der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch einen Erholungsversuch gestartet. Der Leitindex Dax (DAX) machte nach vier Handelstagen mit teils kräftigen Abschlägen zumindest seine Vortagesverluste wieder wett. Mit plus 1,61 Prozent auf 11 244,17 Punkte ging er aus dem Handel. Am Dienstag war er noch auf den tiefsten Stand seit Ende 2016 abgesackt.
Der MDax (MDAX) beendete den Tag mit plus 1,31 Prozent auf 23 304,69 Punkte. Europaweit ergab sich ein ähnlich freundliches Bild. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um 1,21 Prozent auf 3153,91 Punkte vor und auch in Paris und London schlossen die Börsen fest. In den USA gewann der Dow Jones Industrial (Dow Jones) zum Handelsschluss in Europa 0,7 Prozent, die technologielastigen Nasdaq-Indizes legten um 1,5 Prozent zu.
"Das aktuelle Plus im Dax sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zeichen auf Sturm stehen", warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader allerdings. Auch sein Kollege Jochen Stanzl von CMC Marktes sprach von einer "Erholung auf sehr instabilem Fundament".
Marktteilnehmern zufolge kamen dem deutschen Leitindex zur Wochenmitte vor allem die ausdünnenden Handelsumsätze aus den USA zupass, denn an der Wall Street bleiben ab Donnerstag wegen Thanksgiving die Börsen geschlossen und am Freitag wird nur verkürzt gehandelt. Traditionell geht es an den übrigen Märkten dann sehr ruhig zu und meistens steigen die Kurse.
Im Blick standen zur Wochenmitte vor allem die Aktien von Thyssenkrupp (4:TKAG), die nach einem schwachen Start letztlich um 2,5 Prozent zulegten. Der Stahl- und Industriekonzern hatte nach seiner Gewinnwarnung vor zwei Wochen nun seine Bilanz vorgelegt. Dabei teilte er mit, dass er wegen der geplanten Aufspaltung der Unternehmensgruppe mit erheblichen Kosten rechnet. Rochus Brauneiser vom Analysehaus Kepler Cheuvreux sprach von einem durchwachsenen Schlussquartal. Das Ergebnis sei schwächer, dafür aber Auftragseingang und Barmittelzuflüsse besser als erwartet gewesen.
Die Anteilscheine von Covestro (4:1COV) gewannen an der Dax-Spitze 5,5 Prozent, hatten allerdings am Vortag fast 16 Prozent eingebüßt. Harter Wettbewerb, hohe Kosten infolge des niedrigen Rheinwasserpegels und Rückstellungen wegen eines neuen Sparprogramms hatten den Kunststoffhersteller gezwungen, sein operatives Ergebnisziel zusammenzustreichen. Analysten bleiben dennoch positiv gestimmt. Auf Basis der gesenkten Ziele erscheine die Bewertung der Papiere günstig, schrieb etwa der Experte Michael Schäfer von der Commerzbank (DE:CBKG).
Um 4,5 Prozent legten die Vorzugsaktien von Volkswagen (4:VOWG_p) (VW (DE:VOWG)) zu. Der leidgeprüfte europäische Autosektor (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) erholte sich ebenfalls etwas und nahm mit einem Kurszuwachs von 2,2 Prozent den Spitzenplatz unter den 19 Branchen ein. Deutsche-Bank-Analyst Tim Rokossa lobte, dass VW die Gewinnerwartungen für 2020 in einer Zeit angehoben habe, in der fast alle Konkurrenten ihre Ziele gesenkt hätten. Zudem wurde Kreisen zufolge ein Patentstreit mit dem US-Chipkonzern Broadcom aus dem Weg geräumt. Die beiden Unternehmen hätten sich vor einem Gerichtstermin am Freitag außergerichtlich geeinigt, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eingeweihte Personen. Ein VW-Sprecher wollte dies nicht kommentieren.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,21 Prozent am Vortag auf 0,22 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) fiel um 0,07 Prozent auf 141,13 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) sank um 0,17 Prozent auf 160,56 Zähler. Der Kurs des Euro pendelte um die Marke von 1,14 US-Dollar und lag am frühen Abend bei 1,1405 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1409 (Dienstag: 1,1421) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8765 (0,8756) Euro.