FRANKFURT (dpa-AFX) - Angeführt vom Chiphersteller Infineon hat der Dax (DAX) am Donnerstag an seine Vortagsrally angeknüpft. "Nach der Aufwärtsbewegung gestern und dem heutigen Feiertag in den USA hatte ich mit einem etwas ruhigeren Tag gerechnet", sagte Händler Thorsten Engelmann von der Equinet Bank. Das deutliche Plus beim deutschen Leitindex auch ohne Unterstützung der Wall Street spreche für dessen Stärke.
Zum Handelsschluss notierte der Dax 1,35 Prozent im Plus bei 11 320,77 Punkten - das bedeutete den höchsten Stand seit dem 10. August. Bereits zur Wochenmitte hatte der Dax dank Spekulationen auf weitere geldpolitische Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) mehr als 2 Prozent gewonnen.
Der MDax (MDAX) kletterte am Donnerstag um 0,96 Prozent auf 21 465,66 Punkte - zum Rekordhoch aus dem April fehlen dem Index der mittelgroßen Werte damit weniger als 200 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) stieg um 0,80 Prozent auf 1835,27 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) legte um 1,06 Prozent auf 3498,62 Punkte zu. Auch die nationalen Indizes in Paris und London stiegen.
GUTE INFINEON-ZAHLEN
Neben den guten Geschäftszahlen von Infineon gebe es weitere positive Nachrichten, betonte Engelmann. So scheine der Abgasskandal bei Volkswagen (VW) zunehmend zu verblassen. Der schwache Euro und das mögliche stärkere Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) ab Dezember spielten den Investoren ebenfalls in die Karten.
Die Infineon-Aktien (XETRA:IFXGn) schlossen mit einem Kurssprung von 12,85 Prozent auf 13,125 Euro und damit so stark wie seit 2002 nicht mehr. Der Münchener Konzern überzeugte bei der Bilanzvorlage mit einem überraschend hohen Gewinn im vierten Geschäftsquartal und wagte einen optimistischeren Ausblick als erwartet. Das gab im TecDax auch den zuletzt schwächelnden Aktien des Halbleiter-Unternehmens Dialog Semiconductor (DE:DLGS) (ETR:DLG) Auftrieb: Sie gewannen 3,98 Prozent.
ABGASSKANDAL BEI VW VERBLASST
Bei den VW-Vorzugsaktien (XETRA:VOW3) konnten sich die Anteilseigner über ein Kursplus von 3,53 Prozent auf 124,60 Euro und den nunmehr zehnten Gewinntag in Folge freuen. Vom Zwischentief am 12. November haben sich die Titel des Autobauers damit um mehr als 30 Prozent erholt. Allerdings hatten sie nach Bekanntwerden des Abgasskandals zeitweise auch fast die Hälfte an Wert eingebüßt.
Das Thema Software-Manipulation bei VW ist zwar nicht ausgestanden, wie aktuelle Nachrichten aus Südkorea und den USA zeigen. Doch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer konstatiert große Fortschritte in der Krisenbewältigung. Der Konzern bekomme "deutlich schneller finanziell festeren Boden unter die Füße als erwartet", sagte er.
GOLDMAN SIEHT WEITERES POTENZIAL BEI HENKEL
Neben Unternehmensnachrichten sorgten auch Analsystenkommentare für Bewegung. Die Anteilsscheine von Henkel (ETR:HEN3) legten um 2,10 Prozent auf 109,15 Euro zu und profitierten damit von einer Kaufempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die Anleger unterschätzten bei dem Konsumgüterkonzern das Potenzial für künftige Margensteigerungen, schrieb Analystin Rosie Edwards und erhöhte zudem das Kursziel von 93 auf 118 Euro.
Die Aktien von Konkurrent Beiersdorf (XETRA:BEIG) waren hingegen mit minus 0,48 Prozent Dax-Schlusslicht. Goldman-Analyst Mitch Collett blieb bei seinem Verkaufsvotum.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,34 Prozent am Vortag auf 0,32 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 140,42 Punkte. Der Bund- Future gewann 0,04 Prozent auf 158,31 Punkte. Der Kurs des Euro trat bei zuletzt 1,0608 US-Dollar auf der Stelle. Zuvor hatte die EZB den Referenzkurs auf 1,0612 (Mittwoch: 1,0586) Dollar festgesetzt; der Dollar kostete damit 0,9423 (0,9446) Euro.