FRANKFURT (dpa-AFX) - Angesichts erneut enttäuschender Konjunkturdaten aus China haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag zurückgehalten. Hinzu kamen außerdem eine trübe Unternehmensstimmung in der Euroregion und schwache Auftragsdaten für die US-Industrie. Der Leitindex Dax beendete den Tag ohne allzu große Schwankungen letztlich mit einem Abschlag von 0,34 Prozent auf 15 771,71 Punkte.
Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 0,67 Prozent auf 27 666,59 Zähler nach unten. Europaweit sah es ähnlich aus: Der EuroStoxx 50 EU0009658145> ging 0,25 Prozent schwächer mit 4269,16 Punkten aus dem Handel und verbuchte damit den fünften Verlusttag in Folge. Die Länderbörsen in Paris und London gaben am Dienstag ebenfalls moderat nach.
Im Euroraum trübte sich im August die vom Einkaufsmanagerindex von S&P Global ermittelte Unternehmensstimmung noch etwas weiter ein und ist inzwischen so schlecht wie zuletzt Ende 2020 während der Corona-Pandemie. In China enttäuschten Daten zum Dienstleistungssektor im August und lassen auf eine anhaltend schwache Binnenkonjunktur schließen. Hierzulande fürchten Anleger nun, dass sich der bislang starke Dienstleistungssektor auch in Europa abschwächen könnte, was die Daten von S&P Global zu bestätigen scheinen. Zuletzt noch hatte sich Europas Dienstleistungsbranche stark präsentiert und die Schwäche der Industrie zum Teil ausgleichen können.
Im Detail fiel die Entwicklung nämlich zweischneidig aus. Während sich die Stimmung in der Industrie auf niedrigem Niveau aufhellte, trübte sie sich im lange Zeit stabilen Dienstleistungssektor ein. Der Dienstleistungsbereich habe sich zu einem Bremsklotz entwickelt, kommentierte Chefökonom Cyrus de la Rubia vom S&P-Partner Hamburg Commercial Bank. Zugleich habe das Verarbeitende Gewerbe die Talsohle aber wohl auch noch nicht erreicht.
Schlusslicht im Dax waren die Aktien der Commerzbank (ETR:CBKG) , die um 6,1 Prozent absackten. Vor allem ein negativer Analystenkommentar belastete. Die stark gestiegenen Leitzinsen hätten dem Finanzinstitut bislang geholfen, rentabler zu werden und den Spielraum für Ausschüttungen an die Aktionäre deutlich zu erweitern, schrieb Analyst Amit Goel von der britischen Investmentbank Barclays (LON:BARC). Mittlerweile nähmen die Risiken aber zu, der Zinsüberschuss könnte Investoren künftig enttäuschen.
Die Papiere der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) büßten 3,0 Prozent ein. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) erhöhte angesichts massiver Beschwerden von Postbank-Kunden den Druck auf die Konzernmutter. Seit dem Jahreswechsel 2022/23 beobachte sie "erhebliche Beeinträchtigungen bei der Abwicklung des Kundengeschäfts bei der Postbank", rügte die Bafin.
Eine skeptische Studie der britischen Großbank HSBC (LON:HSBA), die das weiter schwierige Geschäftsumfeld von FMC (ETR:FMEG) thematisierte, belastete die Anteile des Dialyse-Spezialisten. Sie gaben als Schlusslicht im MDax um 4,4 Prozent nach. In den USA etwa dürfte der Anstieg der Gebührenerstattungen für Dialysebehandlungen nicht ausreichen, die inflationsbedingt gestiegenen Kosten auszugleichen, schrieb Analystin Sezgi Oezener. Daher hätten es Dialyseanbieter schwer, ihre Profitabilität zu steigern.
Spekulation über eine Zinspause der Europäischen Zentralbank (EZB) belasteten den Euro . Die Gemeinschaftswährung notierte zuletzt bei 1,0730 US-Dollar. Die EZB, die in der kommenden Woche über die Zinsen entscheiden wird, hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0731 (Montag: 1,0801) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9318 (0,9258) Euro. Im Rentenhandel stieg die Umlaufrendite von 2,58 Prozent am Vortag auf 2,61 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,18 Prozent auf 124,12 Punkte. Der Bund-Future verlor zuletzt 0,27 Prozent auf 131,51 Punkte.