DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Nach Telekom Slovenije hatte die Deutsche Telekom (ETR:DTE) schon vor Jahren ihre Fühler ausgestreckt. Nun könnten die Bonner bei dem größten slowenischen Telekommunikationsunternehmen laut einem Pressebericht zum Zuge kommen. Der slowenische Staat, der knapp 63 Prozent an dem börsennotierten Konzern hält, will das profitable Unternehmen dem Bericht zufolge bis Ende des Jahres verkaufen. Die Bonner seien an einer Übernahme interessiert, berichtet das 'Handelsblatt' (Mittwochausgabe) unter Berufung auf eingeweihte Kreise in der Sloweniens Regierung. Als Kaufpreis würden rund 700 Millionen Euro geschätzt.
Die Deutsche Telekom hatte bereits Anfang 2008 versucht, Telekom Slovenije zu übernehmen. So hatte die zum deutschen Konzern gehörende Magyar Telekom aus Ungarn nach eigenen Angaben eine verbindliche Offerte für den damals zum Verkauf stehenden Anteil von knapp 50 Prozent des Marktführers abgegeben. Der Verkauf des Großpakets wurde allerdings später abgeblasen, die Bonner kamen nicht zum Zug.
Die Deutsche Telekom wollte die Information über das neuerliche Interesse am Mittwoch nicht kommentieren. In Nachbarstaaten Sloweniens wie Österreich, Kroatien und Ungarn ist die Telekom bereits mit Tochtergesellschaften präsent. In Ungarn und Kroatien bietet sie sowohl Mobilfunk- als auch Festnetzleistungen an. Das verspricht Synergieeffekte bei Netzausbau und Einkauf, da auch Telekom Slovenije als integrierter Anbieter auftritt - genau das, was die Telekom in allen ihren Märkten anstrebt.
Die Telekom wird dem Bericht zufolge aber nicht die einzige Bieterin sein. Auch der chinesische Konzern Huawei, die Finanzinvestoren Bain und Axos sowie ein russisches Telekomunternehmen sollen laut dem Zeitungsbericht interessiert. Telekom Slovenije erzielte im Jahr 2012 einen Umsatz von 785 Millionen Euro. Der Nettogewinn stieg im gleichen Zeitraum auf knapp 44 Millionen Euro.
Waren Telekomkonzerne aus Spanien, Frankreich und Großbritannien vor Jahren vorzugsweise in ehemalige Kolonien gegangen, um ihr Geschäft auf zusätzliche Beine zu stellen, hatten sich die Bonner neben dem Heimatmarkt immer nur in den USA und im europäischen Ausland engagiert. Das hatte ihnen über Jahre viel Kritik eingebracht, bis die Wachstumsmärkte in Übersee ins Stocken gerieten. Seitdem wird der Fokus auf weitgehend stabile Märkte als strategisch kluge Entscheidung gepriesen.