PARIS (dpa-AFX) - Der Kampf um den zweitgrößten Mobilfunkanbieter Frankreichs SFR wird konkret: Das erste milliardenschwere Angebot liegt beim Eigentümer Vivendi (FSE:VVU) (PSE:PVIV) auf dem Tisch. Einer der beiden Interessenten, der Mischkonzern Bouygues (PSE:PEN) (FSE:BYG) ist am Donnerstag vorgeprescht und hat seine Offerte öffentlich gemacht. Mitbewerber Altice, Großaktionär des Kabelnetzbetreibers Numericable, soll dem Vernehmen nach ebenfalls seinen Hut in den Ring geworfen haben - wenn auch die Konditionen des Gebots noch nicht offiziell sind. Der Vivendi-Aufsichtsrat will nun die beiden Angebote prüfen.
Bouygues (PSE:PEN) (FSE:BYG) bewerte SFR - inklusive erwarteter Synergien - mit 19 Milliarden Euro, wie der Mischkonzern am Donnerstag mitteilte. Das Angebot von Altice soll dem Vernehmen nach bei 15 Milliarden Euro liegen. Bouygues bietet Vivendi 10,5 Milliarden Euro in bar. Das neue Unternehmen solle sofort an die Börse gebracht werden. Bouygues wolle Vivendi dann 46 Prozent daran anbieten. Geplant sei eine Kapitalerhöhung, an der sich Bouygues nicht beteiligen würde, sagte Finanzchef Philippe Marien. Die Kapitalmaßnahme sowie der Verkauf von Unternehmensteilen dürften seiner Einschätzung nach 3 Milliarden Euro erlösen.
Die Verkäufe von Unternehmensteilen, die mit den Kartellbehörden diskutiert würden, stellten den Fortbestand des Wettbewerbs bei der Infrastruktur sicher, so Marien. Die Wettbewerbshüter dürften bei einem Angebot von Bouygues aufmerksam prüfen, da der Konzern bereits im Mobilfunkgeschäft aktiv ist.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte sich das Konkurrenz-Angebot von Altice aus einer Barkomponente von 11 Milliarden Euro und 3 Milliarden Euro in Numericable-Anteilen speisen. Zusätzliche 750 Millionen Euro werde das Unternehmen über eine Kapitalerhöhung beisteuern. Der Milliardär Patrick Drahi, der bei Altice und Numericable die Fäden zieht, habe bei Banken bereits Zusagen für Kredite in Höhe von 8 Milliarden Euro erhalten, hieß es laut den Kreisen. Hätte Altice Erfolg, bliebe es wohl bei vier Mobilfunkanbietern auf dem französischen Markt. SFR hat in Frankreich mit sinkenden Gewinnen zu kämpfen, seit Iliad einen Preiskampf angezettelt hat. Darunter leidet auch Orange.
Neben Bouygues wurde auch dem Konkurrenten und Billiganbieter Illiad Interesse an SFR nachgesagt. Vivendi hatte erst kürzlich Gespräche in der Sache mit Numericable bestätigt. Früheren Presseberichten zufolge soll das Geschäft auf eine Fusion beider Unternehmen hinauslaufen, wobei Vivendi einen Minderheitsanteil behalten würde. Für Vivendi hätte ein Verkauf von SFR den Vorteil, dass sich der Konzern wie geplant auf sein Mediengeschäft rund um Fernsehen und Musik konzentrieren kann. Der Aufsichtsrat der Franzosen hatte ohnehin eine Aufspaltung des Konzerns in ein Medien- und in ein Telekomgeschäft beschlossen.br