MONTABAUR (dpa-AFX) - Lieferprobleme seines wichtigsten Ausbaupartners bringen den neuen vierten Telekommunikationsanbieter in Deutschland, 1&1 , bei seinen Plänen für ein eigenes Mobilfunknetz in Bedrängnis. Das Zwischenziel von 1000 5G-Antennenstandorten bis Ende 2022 werde in der Folge nicht erreicht, teilte die United-Internet-Tochter am Freitagabend in Montabaur mit. Das Problem: Die Frequenzauflagen der Bundesnetzagentur sehen eben jenes Zwischenziel für alle Netzbetreiber vor. Für die im SDax notierte Aktie ging es zum Wochenbeginn bergab.
Kurz nach Handelsbeginn rutschten die 1&1-Papiere in einem schwachen Marktumfeld um bis zu 3,74 Prozent auf 14,91 Euro ab. Zuletzt konnten sie die Verluste auf ein Minus von rund zweieinhalb Prozent begrenzen. Seit dem Jahresbeginn hat die Aktie damit rund 37 Prozent an Wert eingebüßt. Die Anteile der Mutter, United Internet (ETR:UTDI), büßten mehr als zwei Prozent ein und waren damit einer der schwächsten MDax-Titel.
Ein Händler urteilte, im ersten Moment könnten einige Anleger irritiert auf die Nachrichten reagieren. Nüchtern betrachtet sei das Fazit der Entwicklung aber eher neutral. 1&1 hatte selbst betont, dass die Probleme keine Auswirkungen auf den geplanten Netzstart haben dürften. Man sei weiter auf gutem Weg, um den vorgesehenen Versorgungsgrad von 50 Prozent aller Haushalte deutlich vor Ende 2030 zu erreichen, hieß es.
1&1 baut ein eigenes Netz für Handy-Kunden auf und will damit den Platzhirschen Deutsche Telekom (ETR:DTEGn) , Vodafone (LON:VOD) und Telefonica (ETR:O2Dn) Deutschland (O2) Konkurrenz machen. Noch hat die United-Internet-Tochter kein eigenes Netz, sondern nutzt das von Telefonica Deutschland. Möglich macht das eine Vereinbarung beider Unternehmen miteinander.
Bislang zeigte sich Konzernchef Ralph Dommermuth zuversichtlich, die Zielvorgaben erreichen zu können. Im Detail teilte der wichtigste von insgesamt drei Zulieferern nun 1&1 mit, trotz Bemühungen die zum Jahresende vereinbarten Standortziele erst mit deutlicher Verzögerung bereitstellen zu können. Den neuen Spieler auf dem Telekommunikationsmarkt dürfte das besonders treffen, denn nach eigenen Angaben ist der nicht namentlich genannte Ausbaupartner für etwa zwei Drittel der geplanten 1000 Antennenstandorte verantwortlich. "1&1 setzt alles daran, diese Lücke mit seinen übrigen Partnern zu schließen und die Verzögerung zu minimieren", hieß es weiter.
Die Zielvorgabe der Bundesnetzagentur könne nicht fristgemäß eingehalten werden. Als neuen Zeitpunkt für die ersten 1000 Standorte nannte das Unternehmen nun "voraussichtlich erst im Sommer nächsten Jahres". Die ursprüngliche Vorgabe kommentierte 1&1 als "grundsätzlich erreichbar", für einen Neueinsteiger sei diese "aber recht anspruchsvoll".
Unterdessen versuchte 1&1, zu beschwichtigen: Auswirkungen auf den geplanten Netzstart solle es nicht geben. Und auch die Versorgungsverpflichtung dürfte nicht negativ beeinflusst werden. Damit meint das Unternehmen die Quote an Haushalten oder Menschen, die dann nach Start des neuen 1&1-Netzes darauf zugreifen und telefonieren oder im Internet surfen können. "1&1 ist weiterhin auf gutem Weg, den vorgesehenen Versorgungsgrad von 50 Prozent aller Haushalte bereits deutlich vor Ende 2030 zu erreichen", zeigte sich das Unternehmen überzeugt.