- von Se Young Lee
Seoul (Reuters) - Nach den Bränden bei dem Smartphone Galaxy Note 7 nimmt Weltmarktführer Samsung sein Flaggschiff vom Markt.
Der Verkauf der Geräte werde dauerhaft gestoppt, teilten die Südkoreaner am Dienstag mit. Eigentlich sollte das erst im August eingeführte Handy Apples neuem iPhone Konkurrenz machen. Der Rückzug könnte Samsung nach Einschätzung von Analysten bis zu 17 Milliarden Dollar Umsatz kosten. Experten empfahlen aber ein Ende mit Schrecken, um die Reputation der Marke Samsung nicht weiter zu beschädigen. Die Aktie schloss an der Börse in Seoul mit einem Minus von acht Prozent.
Nach der Markteinführung häuften sich die Fälle, in denen die neuen Geräte mutmaßlich wegen defekter Akkus in Brand geraten waren. Samsung ordnete daraufhin den Austausch aller bereits ausgelieferten 2,5 Millionen Note 7 an. Vor wenigen Tagen dann fing an Bord eines Flugzeugs aber auch ein Gerät Feuer, das offenbar schon ausgetauscht worden war. Zunächst hatte Samsung mit dem Aus für das Gerät gezögert. Noch am Montag hieß es, die Produktion werde "angepasst", um eine bessere Qualitätskontrolle zu ermöglichen. Und auch am Dienstagmorgen erklärte der Konzern zunächst nur, der Verkauf der Geräte werde vorübergehend gestoppt. Reuters hatte da allerdings bereits von einem Insider erfahren, dass Samsung ein Aus in Erwägung zieht.
ANALYSTEN HATTEN ENDE MIT SCHRECKEN EMPFOHLEN
Große Mobilfunkanbieter hatten sich bereits in den vergangenen Tagen geweigert, ihren Kunden das Note 7 zu verkaufen oder auszutauschen. Zudem bekräftigten mehrere große Fluggesellschaften, das Note 7 dürfe an Bord einer Maschine weder betrieben noch aufgeladen werden.
Analysten plädierten daraufhin für ein Markt-Aus. "Der Markenname 'Note 7' ist wohl tot", sagte Edward Snyder von Charter Equity Research. "Bis sie das Problem in den Griff bekommen haben und die vielen neuen Überprüfungen und Kontrollen für das Gerät durch sind, können sie auch gleich das Nachfolgemodell S8 auf den Markt bringen." Sein Kollege Song Myung-sub von HI Investment Securities erklärte, im schlimmsten Fall kämen die US-Behörden zu der Einschätzung, dass das Note 7 grundlegende Mängel habe. Um den finanziellen Schaden und den Vertrauensverlust in die Marke zu begrenzen, sollte das Note 7 deshalb besser vorher vom Markt genommen werden.
WARNUNG VOR ENDE WIE NOKIA UND BLACKBERRY
Analysten zufolge könnte ein Aus dazu führen, dass Samsung bis zu 19 Millionen Smartphones weniger als geplant verkauft. Das würde einen Umsatzverlust von bis zu 17 Milliarden Dollar bedeuten. Das wäre zwar ein Ende mit Schrecken. Ein Schrecken ohne Ende könnte für Samsung aber noch teurer werden. "Das Note 7 wird für immer einen Makel haben, und die Gefahr ist, dass auch der Markenname (Samsung) insgesamt irreparabel geschädigt wird", sagte Stephen Robb von der Anwaltskanzlei Weightmanns. Der Konzern müsse jetzt schon an jeden einzelnen Kunden schreiben, um Entschuldigung bitten und irgendeine Form der Wiedergutmachung anbieten. "Das wird viel Geld kosten", sagt Robb. "Aber die Alternative wäre, so zu enden wie Nokia (HE:NOKIA) oder Blackberry."
Finanziell könnte Samsung das Aus für das Note 7 wohl verkraften: Der Konzern, der unter anderem auch Fernseher, Hausgeräte, Bildschirme und Halbleiter anbietet, hat einen Marktwert von 235 Milliarden Dollar und saß zuletzt auf Barmitteln im Volumen von 69 Milliarden Dollar. Samsung ist laut Branchendienst IDC Smartphone-Marktführer vor Apple: Den Daten zufolge wurden weltweit im zweiten Quartal knapp 345 Millionen Geräte abgesetzt, davon entfielen 22,8 Prozent auf die Südkoreaner und 11,7 Prozent auf die US-Amerikaner.
Apple (NASDAQ:AAPL) dürfte sich über den Rückzug freuen. Der Smartphone-Vorreiter hatte Anfang September selbst seine neuen Geräte vorgestellt, die ebenso wie das Note 7 mit Preisen von rund 800 Euro im Luxus-Segment angeordnet sind. Für Apple käme ein Verkaufserfolg zur rechten Zeit, nachdem die Umsätze in den vergangenen beiden Quartalen geschrumpft waren.