SIGHET (dpa-AFX) - Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) will verstärkte Anstrengungen für den Schutz der vor dem Ukraine-Krieg geflüchteten Kinder und Jugendlichen. "Putins Krieg gegen die Ukraine verursacht unermessliches Leid für die Frauen, Männer und Kinder in der Ukraine. Kinder leiden ganz besonders unter diesem Krieg", sagte die Ministerin am Montag bei einem Besuch im rumänischen Grenzgebiet zur Ukraine.
Schulze reiste auf Einladung des UN-Kinderhilfswerks Unicef nach Sighet an die rumänisch-ukrainischen Grenze, um sich dort ein Bild von der Lage zu machen. Jeden Tag kommen in Sighet derzeit etwa 1200 Menschen über die Grenze, vor allem Frauen mit Kindern. Nach Angaben der rumänischen Behörden wollen bisher 18 Prozent in Rumänien bleiben, die anderen wollen weiterreisen.
Viele Kinder seien mit ihren Müttern auf der Flucht, sehr viele jedoch ohne ihre Eltern unterwegs, allein oder in Begleitung von Verwandten, Nachbarn oder Bekannten, so Schulze. Für diese Kinder seien "Blue Dot Zentren" von Unicef ein wichtiger Schutzraum und eine erste Anlaufstelle. Sie danke den rumänischen Behörden, Unicef und vielen Helferinnen und Helfern vor Ort für unermüdlichen persönlichen Einsatz. Entlang der Fluchtrouten werden derzeit 26 solcher "Blue Dot Zentren" eingerichtet. Sie können pro Tag und Standort 3000 bis 5000 Menschen unterstützen.
Nach Einschätzung der Helfer in Sighet verschlechtert sich der Zustand der ankommenden Flüchtenden derzeit, wie sie berichteten. Viele seien erschöpfter und ausgezehrt. Nachdem in den ersten Tagen noch viele Menschen mit Fremdsprachenkenntnissen und Verwandtschaft in Ausland gekommen seien, werde der Hilfsbedarf nun absehbar größer.
Mehr als 2,6 Millionen Menschen sind seit Beginn des Krieges in der Ukraine in die Nachbarländer geflohen. Unter ihnen waren Ende vergangener Woche bereits eine Million Kinder und Jugendliche. In Folge des Kriegs würden Kinder von einem Tag auf den anderen aus ihrem vertrauten, sie schützenden Umfeld gerissen und erlebten Angst und Schrecken. "Viele sind traumatisiert", sagte Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von Unicef-Deutschland, der die Entwicklungsministerin begleitete.
"Blue-Dot"-Anlaufstellen sind nach Angaben von Unicef sichere Orte, die Unterstützung durch geschulte Fachkräfte sowie Informationen für geflüchtete Kinder und Familien bieten. Sie sind insbesondere ein wichtiger Schutzort für Kinder, die allein unterwegs sind und von ihren Familien getrennt wurden, und helfen bei der Zusammenführung mit ihren Familien.
Deutschland ist der zweitgrößte Geber von Unicef. Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) hat Unicef im vergangenen Jahr mit rund 621 Millionen Euro gefördert und stellte am Montag zwei Millionen Euro zusätzlich bereit. Damit soll insbesondere von Krieg und Vertreibung traumatisierten Kindern und Jugendlichen Zugang zu psychosozialer Versorgung ermöglicht werden.