Frankfurt (Reuters) - Die nahende US-Präsidentschaftswahl hat die Finanzmärkte am Dienstag erneut in Unruhe versetzt.
"Die Wahl ist in den Augen der Börse wieder völlig offen", sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Umfragen zeigen Donald Trump wieder im Aufwind". Der Dax verlor daraufhin 1,3 Prozent auf 10.526,16 Punkte, der EuroStoxx50 büßte 1,1 Prozent auf 3023,15 Zähler ein. An der Wall Street gaben Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 bis zu 0,5 Prozent nach.
Unter Druck geriet auch der mexikanische Peso. Die Währung reagiert sensibel auf Veränderungen bei den Wahlumfragen, da Trump mit Strafzöllen gegen mexikanische Billig-Importe vorgehen will. Der Dollar verteuerte sich um 1,6 Prozent auf 19,162 Peso. Gleichzeitig legte der Euro um einen knappen Dreiviertel US-Cent auf 1,1055 Dollar zu. Auch bei der "Antikrisen-Währung" Gold griffen die Anleger zu. Das Edelmetall gewann ein Prozent auf 1289,11 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
Der für die Republikaner antretende Milliardär Trump gilt wegen seiner Unberechenbarkeit als Börsenschreck. Seine Kontrahentin, die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton, gilt dagegen als Garantin für Kontinuität. Ihr macht allerdings die wieder hochgekochte Affäre um die Nutzung eines privaten Servers für dienstliche E-Mails zu schaffen. Den Experten der Vermögensverwalter Source for Alpha und Capitell zufolge hat die Demokratin dennoch gute Chancen auf einen Sieg bei der Wahl am 8. November. "In einem guten wirtschaftlichen Umfeld tendieren die Wähler zur Beibehaltung der bisherigen Regierung", betonten sie in einer gemeinsamen Studie.
Da der US-Konjunkturmotor rund läuft, rechnen Börsianer mehrheitlich mit einer baldigen Zinserhöhung der Notenbank Fed. Sie werde am Mittwoch - knapp eine Woche vor der Wahl - die Füße zwar noch stillhalten, sagte CMC-Analyst Stanzl. "Dafür könnte sie den Termin aber nutzen, um die Märkte endgültig auf eine Zinsanhebung im Dezember einzustimmen."
LICHT UND SCHATTEN BEI DEN ÖLMULTIS
Auf Unternehmensseite sorgten die Geschäftszahlen von BP (LON:BP) und Shell (DE:RDSa) für Gesprächsstoff. "Bei BP drehte sich die Pressemitteilung um die bevorstehenden harten Zeiten", sagte Analyst Chris Beauchamp vom Brokerhaus IG. "Shell malt dagegen ein für Investoren ermutigenderes Bild." Zwar schnitten beide Ölkonzerne besser ab als erwartet. BP verdanke dies aber nur einem einmaligen Steuereffekt, monierten Börsianer. Die Aktien des Konzerns fielen daraufhin in London um 4,5 Prozent. Shell zogen dagegen um 3,8 Prozent an.
Licht und Schatten gab es auch bei Alcoa: Am ersten Handelstag nach der Aufspaltung legten die Aktien der weiterhin unter Alcoa firmierenden Aluminium-Hütte an der Wall Street sieben Prozent zu. Die Titel des Schwesterkonzerns Arconis, bei dem das Geschäft mit Legierungen für die Flugzeug- und Automobilindustrie gebündelt ist, verloren sieben Prozent.
PFEIFFER VACUUM GEFRAGT - VERSORGER IM AUFWIND
Am deutschen Aktienmarkt stachen Pfeiffer Vacuum mit einem Kursplus von acht Prozent heraus. Umsatz und Gewinn des Spezialpumpen-Herstellers gingen weniger stark zurück als befürchtet.
Im Nebenwerte-Index MDax waren Fraport (DE:FRAG) Spitzenreiter. Die Aktien des Flughafen-Betreibers stiegen um vier Prozent. Einem Insider zufolge will der Billig-Flieger Ryanair (IR:RYA) erstmals den Frankfurter Airport anfliegen.