PARIS (dpa-AFX) - Wenn ein Designer als 'Magier der Mode' bezeichnet werden kann, dann er: Nicolas Ghesquière sind mit seinen spektakulären Kollektionen für Balenciaga schon einige kleine Wunder in der Fashion-Szene geglückt. Am Mittwoch kommender Woche (5.3.) soll der Franzose bei den Pariser Prêt-à-Porter-Schauen der Damenkollektionen das Luxushaus Louis Vuitton wieder an die Avantgarde-Front der Mode führen. Keine leichte Aufgabe, denn sein Vorgänger bei Vuitton, Marc Jacobs, hat dort in 16 Jahren als Kreativchef große, prägnante Fußspuren hinterlassen.
Mit dem 1971 geborenen Ghesquière hat Vuitton allerdings den wohl begehrtesten Designer seiner Generation engagiert. Dass sein Name bisher im exklusiven Kreis der Modeszene eher gehypt wurde als beim breiten Publikum, steigert seinen Kultfaktor eher noch. 'Mr. Ghesquière wird häufig von Fashion-Insidern mit Worten beschrieben, die sonst Heiligen vorbehalten sind', schrieb die Modekritikerin Cathy Horn in der 'New York Times' einmal über ihn.
Bei Balenciaga, wo er von 1997 bis 2012 tätig war, schien er jede Saison die Mode neu zu erfinden. Kaum jemand konnte so kreativ mit Formen und Materialien umgehen wie Ghesquière. Retro-Vorlagen verwandelte er in Futuristisches, wobei er die Silhouetten des legendären Cristobal Balenciaga (1895:1972) immer wieder zu neuen coolen, präzise konstruierten Looks umkrempelte. Seine Bikerjacken und fantastisch geschnittenen Hosenformen wurden zu It-Pieces, die Balenciaga-Handtasche zum neuen Statussymbol, das dennoch lässig und unprätentiös daherkam.
Sein Handwerk lernte Nicolas Ghesquière als Assistent von Jean Paul Gaultier. Schon während seiner Schulzeit interessierte sich der im nordfranzösischen Comines geborene Sohn eines Golfplatzinhabers für Mode. Er galt in seiner Jugendzeit als guter Athlet - Sportswear fand sich später eigentlich in allen Kollektionen für Balenciaga wieder. Dabei gab er jedoch nie den couturigen, eleganten Appeal der Marke auf, auch dies eine Meisterleistung.
Obwohl Ghesquière über viele Jahre stark im Fokus der Modeszene stand, hat er es geschafft, sein Privatleben gut abzuschirmen. Er gibt wenig Interviews, gilt aber im persönlichen Umgang als freundlich, fair und verbindlich.br