- von Alexandra und Schwarz-Goerlich
Wien (Reuters) - Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine erwartet nach dem Rekordgewinn im vergangenen Geschäftsjahr keine großen Sprünge.
Die Auftragsbücher seien zwar bis zum Herbst voll, das Ergebnis werde aber von einer lange geplanten Reparatur eines Hochofens belastet, sagte Konzernchef Wolfgang Eder am Mittwoch auf der Jahres-Bilanzpressekonferenz. Die Kosten für die alle zwölf Jahre notwendige Wartung wurden mit 180 Millionen Euro beziffert. Obwohl der Hochofen ab Freitag etwa 100 Tage still stehen werde, müssen Kunden mit keinen Lieferausfällen rechnen, da alles vorproduziert worden sei, hieß es.
Zudem sieht sich das Linzer Unternehmen Risiken durch die Entscheidungen der US-Wirtschaftspolitik, wie etwa die Zölle für Stahl- und Aluminiumimporte, ausgesetzt. Die Voestalpine rechnet aber damit, diese gut bewältigen zu können, da höchstens drei Prozent des Umsatzes betroffen seien. Laut Eder muss man sich darauf einstellen, dass man künftig permanent mit Schwankungen durch die Entscheidungen in den USA konfrontiert sein wird. Wenn keine dramatischen Dinge passieren, sollte es aber gelingen, die operativen Ergebnisse im laufenden Geschäftsjahr auf dem Rekordniveau des Vorjahres zu halten.
Der langjährige Firmenchef hatte am Dienstag überraschend seien Rückzug bekanntgegeben. Mit der Hauptversammlung im Juli 2019 wird Eder das Ruder an seinen Kollegen Herbert Eibensteiner, der die Division Stahl leitet, übergeben. Eder stand 15 Jahre an der Spitze des Konzerns mit weltweit 51.000 Mitarbeitern. Unter seiner Führung hat sich die Voestalpine von einem Stahlerzeuger zu einem stahlverarbeitenden Technologiekonzern entwickelt. Das Unternehmen beliefert heute die führenden europäischen Automobilhersteller mit Blechen und Karosserieteilen, produziert Schienen für Hochgeschwindigkeitszüge oder Pipelinerohre für die Öl- und Gasbranche. Eder bezeichnete den Wechsel an der Spitze als "unaufgeregt" und der Kultur des Unternehmens entsprechend. "Die Diskussion über die künftigen Veränderungen im Unternehmen hat aber noch ein Jahr Zeit."
Bei den Anteilseignern kamen die Rekordergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr gut an. Die Voestalpine-Papiere legten um gut fünf Prozent auf 45,4 Euro zu und machten damit Kursverluste nach der Ankündigung des Chefwechsels am Vortag mehr als wett.
STARKE NACHFRAGE DER AUTOMOBILBRANCHE
Das vergangene Geschäftsjahr schloss die Voestalpine mit Rekordwerten bei Umsatz und Gewinn ab. Der Erlös stieg um 14 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) schnellte um 43 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro nach oben, unter dem Strich stand ein Plus von gut 55 Prozent auf 817,9 Millionen Euro. Vor allem die starke Nachfrage aus der Automobilbranche und der Konsumgüterindustrie habe die Ergebnisse beflügelt. Auch die Aktionäre will das Unternehmen an der guten Geschäftsentwicklung teilhaben lassen. Sie sollen eine höhere Dividende von 1,40 (1,10) Euro je Aktie erhalten. Mit dieser Gewinnausschüttung habe man jedoch aus heutiger Sicht die Obergrenze erreicht, räumte Eder ein.