FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Stillhalten der US-Notenbank hat an den internationalen Finanzmärkten kräftige Kursbewegungen ausgelöst. Nachdem die Federal Reserve (Fed) am Donnerstagabend erneut vor einer Zinserhöhung zurückgeschreckt war, geriet der US-Dollar am Freitag unter Verkaufsdruck. Dagegen legten die Kurse von Staatsanleihen diesseits und jenseits des Atlantis deutlich zu, während die Verunsicherung der Anleger über den weiteren Kurs der amerikanischen Geldpolitik die Aktienmärkte unter Druck setzte.
"Eines haben die US-Notenbankvertreter erreicht: Die Unsicherheit über den weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank bleibt erhalten", kommentierte Experte Dirk Gojny von der National-Bank. Die Unsicherheit zeigte sich unter anderem an der Kursentwicklung der Anleihemärkte. Kaum hatte die Fed ihre Entscheidung verkündet, die Zinsen vorerst weiter an der Nullmarke zu halten, legten die Kurse amerikanischer Staatsanleihen kräftig zu, während die Renditen im Gegenzug in den Keller gingen.
EUROPÄISCHE ANLEIHEN STEIGEN DURCH DIE BANK
Ein ähnliches Bild zeigte sich auch am Markt für europäische Staatsanleihen. Der für den Handel mit Bundesanleihen richtungsweisende Euro-Bund-Future (DTB:FGBL092015F) schoss nach der Fed-Entscheidung nach oben und kletterte in der Spitze über 155 Punkte. Im Gegenzug fiel die Rendite für richtungsweisende Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren von 0,87 Prozent auf 0,68 Prozent. Ähnlich starke Bewegungen zeigten sich bei den Anleihen von wichtigen Ländern der Eurozone.
Deutliche Kursbewegungen gab es auch am Devisenmarkt. Der Dollar geriet unter Verkaufsdruck, der Euro (FX1:EURUS) stieg im Gegenzug um mehr als einen Cent auf zuletzt 1,1450 Dollar. Experte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) rechnet aber vorerst nicht mit weiteren Kursgewinnen des Euro. Die amerikanischen Währungshüter signalisierten, dass es weiterhin in diesem Jahr zu einer ersten Zinserhöhung kommen kann. "Jetzt wird darauf spekuliert, dass es Ende Oktober oder spätestens Mitte Dezember dazu kommen wird", sagte Umlauf.
AKTIENMÄRKTE GEBEN NACH
Nach Einschätzung von Experte Gojny habe auch der Verweis der Fed auf die jüngsten von China ausgehenden Turbulenzen an den Finanzmärkten für Unsicherheit gesorgt. "Gerade die Betonung der weltwirtschaftlichen Risiken für die Entwicklung der heimischen Konjunktur ist keine sonderlich beruhigende Aussage", sagte er. Dementsprechend verunsichert zeigten sich auch die Aktienmärkte, wobei sich die Kursverluste im Deutschen Aktienindex DAX (DAX) am Vormittag in Grenzen hielten.