von Geoffrey Smith
Investing.com -- Siemens (DE:SIEGn), Deutschlands größtes - und biederstes– Konglomerat genießt am Mittwoch einen seltenen Tag an der Sonne, als sein Aktienkurs um 4,3% stieg, nachdem es eine Verbesserung des Gewinns seiner industriellen Kernbereiche für die drei Monate zum März berichtet hatte.
Aber es sind nicht wirklich die Gewinnzahlen, die so sehr ins Auge fallen, sondern vielmehr die Ankündigung des Unternehmens am Dienstag, dass es seine Gas- und Kraftwerkssparte auslagern und teilweise verkaufen will. Diese hat ein schlechtes Jahrzehnt hinter sich, da seit der Finanzkrise von 2008 die Nachfrage aus den Schwellenländern zusammengebrochen ist und in den Industriestaaten eine Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien stattfindet.
Der Schritt ist das jüngste Beispiel dafür, wie das europäische Konglomerat Wert für seine Anteilseigner schafft, indem es seinen verschiedenen Bereichen mehr Autonomie gewährt. Es ist eine Strategie, die es einem Schicksal wie dem von General Electric (NYSE:GE) in den letzten Jahren entkommen ließ, auch wenn die Aktie dem DAX mit einem Anstieg von nur 17% kaum Flügel verliehen hat, als sie damit hinter dem Indexzuwachs um 21% zurückblieb.
Die Ausgliederung der Gas- und Kraftwerkssparte folgt einem Pfad, der schon von Siemens Lichtsparte Osram (DE:OSRn), seiner erneuerbare Energietochter Siemens Gamesa (MC:SGREN) und erst vor kurzem seiner Gesundheitssparte Healthineers AG (DE:SHLG) beschritten wurde, deren hässlicher Name sie nicht von einem Kursgewinn von 12% über das letzte Jahr abgehalten hat, in dem der Dax um 6,1% gefallen war.
Den am Dienstag verkündeten Plänen nach, wird Siemens seinen Mehrheitsanteil an der Gas- und Kraftwerkssparte bis September 2020 verkauft haben.
“Das neue Unternehmen wird nicht mehr mit Geschäftsteilen wie smarter Infrastruktur und digitalen Industrien, die höhere Margen aufweisen, um Ressourcen kämpfen müssen,” zitierte Reuters den Siemens Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser.
Kaeser hat sich am Mittwoch weniger auskunftsfreudig über das Schicksal von Mobility gezeigt, der anderen strategischen Herausforderung für Siemens. Nachdem der Konzern die Europäische Kommission nicht davon überzeugen konnte, eine Fusion mit Frankreichs größtem Eisenbahnkonzern Alstom (PA:ALSO) zuzulassen, sieht sie jetzt einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Richtung, die der Konzern unter Kaeser geht, suggeriert, dass sie letztlich ebenfalls ausgegliedert und an die Börse gebracht werden wird.
Die Kursentwicklung von Siemens verhalf dem Dax am Mittwoch zu einem Anstieg um 0,7% und damit zur Spitzenposition unter den europäischen Börsen. Dabei half auch, dass die Zahlen von der deutschen Industrieproduktion vom März besser als erwartet hereinkamen.
Ansonsten lag der Benchmarkindex STOXX 600 um 0,2% höher auf 382,46 und hat damit nach zwei Tagen mit Verlusten wieder Tritt gefasst, die durch neuen Sorgen über den amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt ausgelöst worden waren.
Der britische FTSE 100 hinkte hinterher, im Wesentlichen unbewegt, während der italienische FTSE MIB um 0,1% gestiegen ist.
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