MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Dax -Konzerne erwirtschaften rund 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland, aber das spiegelt sich der Unternehmensberatung Russell Reynolds zufolge in den Aufsichtsräten immer weniger wider: "Der Ausländeranteil liegt seit Jahren bei rund einem Drittel und ist nun das zweite Jahr in Folge rückläufig", teilten die Personalberater am Freitag mit.
Die Internationalisierung der Aufsichtsräte in den 40 größten Aktiengesellschaften nehme ab, obwohl ihr Geschäft immer globaler werde. Die von Russell Reynolds befragten ausländischen Aufsichtsräte bemängelten am häufigsten, dass sie kaum Einfluss auf die Strategie eines Unternehmens nehmen können. "Das frustriert besonders Aufsichtsratsmitglieder aus dem anglo-amerikanischen Raum", stellten die Berater fest.
Als wesentliches Hindernis für eine größere internationale Öffnung werde auch die paritätische Mitbestimmung angesehen. Sie mache die Gremien groß und schwerfällig. Die Arbeitnehmervertreter thematisierten vor allem die Interessen der Beschäftigten in Deutschland, selbst wenn die meisten Beschäftigten im Ausland arbeiteten. Gespräche in Ausschüssen oder außerhalb der großen Runde fänden meist auf Deutsch statt.
"Die komplexen Strukturen erschweren eine Öffnung hin zu einer echten Internationalisierung, wie es das globale Geschäft erfordern würde", sagte Berater Jens-Thomas Pietralla. Die im internationalen Vergleich geringe Vergütung dagegen halte kaum jemanden davon ab, ein Mandat in Deutschland zu übernehmen.
Laut Russell Reynolds sind aktuell 114 der 338 Mandatsträger in den Dax-40-Aufsichtsräten Ausländer. Damit "beträgt der Ausländeranteil 34 Prozent, letztes Jahr waren es 35 Prozent". Im französischen Börsenindex CAC40 seien es 38 Prozent, im britischen FTSE100 42 Prozent.