- von Peter Maushagen
Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Telekom (DE:DTEGn) steht nach langem hin und her kurz vor dem Start ihres umstrittenen Internet-Ausbaus in Deutschland.
"Ich halte es für eine Riesen-Chance, um die digitale Spaltung zwischen Stadt und Land zu überwinden", sagte Konzernchef Tim Höttges am Donnerstag. Die geplante Aufrüstung des eigenen Datennetzes sei der schnellste Weg, um gut sechs Millionen Haushalte mit schnellen Internet von bis zu 100 Megabit in der Sekunde (MBit/s) zu versorgen. Davon würden insbesondere dünn besiedelte Landstriche profitieren, in denen hohe Datengeschwindigkeiten die Ausnahme seien.
Damit ist eines der größten Ausbauprojekte des rosa Riesen auf der Zielgerade. Wegen der lautstarken Proteste von Rivalen jedoch mit gehöriger Verspätung. Den ersten Antrag stellten die Bonner nämlich vor anderthalb Jahren. Umstritten ist das milliardenteure Vorhaben wegen der sogenannten Vectoring-Technologie, die dabei zum Einsatz kommt. Nach dem Ausbau müssten Rivalen wie Stadtnetzbetreiber, die ebenfalls DSL-Anschlüsse anbieten, in den betroffenen Gebieten das Feld räumen.
Der Fall beschäftigte abwechselnd die Bundesnetzagentur und die EU-Kommission. Der Durchbruch kam Mitte Juli, als Brüssel grünes Licht gab, wenn auch mit Auflagen. "Wir prüfen momentan noch rechtliche Details", sagte Höttges.
Aus der Festnetzsparte hat Ex-Finanzchef Höttges auch aus anderen Gründen gute Nachrichten: Im abgelaufenen Quartal schaffte das Geschäft eine historische Wende. Erstmals seit der Liberalisierung des Telefonmarktes Ende der 90er Jahre sank der Umsatz nicht mehr.
FREQUENZ-AUKTION IN USA BEWEGT BRANCHE
Dank des boomenden US-Geschäfts stieg das Betriebsergebnis des größten europäische Telekom-Unternehmens im zweiten Quartal konzernweit um neun Prozent auf knapp 5,5 Milliarden Euro. Der Umsatz zog um gut zwei Prozent auf 17,8 Milliarden Euro an.
T-Mobile US befindet sich dank Milliarden-Anschubfinanzierung aus Bonn und frecher Werbung seit Jahren auf der Erfolgsspur. Im jüngsten Quartal lockte die Firma 1,9 Millionen neue Nutzer und zählte damit insgesamt 69 Millionen Kunden.
"Wir investieren weiter massiv", sagte Höttges. Derzeit steht die Telekom-Tochter vor der nächsten Herausforderung, da in den USA neue Handyfrequenzen versteigert werden. Richtig los geht das Wettbieten von gut 100 Firmen ab dem nächsten Dienstag. Die Kosten für den Rivalen von AT&T und Verizon werden Experten zufolge in die Milliarden gehen.
Für dieses Jahr erwartet der Vorstand der Deutschen Telekom eine Steigerung des Free Cash Flow um acht Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis des 220.000 Mitarbeiter starken Konzerns soll 2016 bei konstanten Wechselkursen unverändert 21,2 Milliarden Euro erreichen nach 19,9 Milliarden Euro 2015.