San Francisco (Reuters) - Der Glanz war nur von kurzer Dauer: Der US-Elektroautobauer Tesla (NASDAQ:TSLA) steckt nach zwei Quartalen mit Gewinn wieder tief in den roten Zahlen.
Zu Jahresbeginn schlug ein Nettoverlust von 702 Millionen zu Buche, weil das aufstrebende Unternehmen aus dem Silicon Valley mit Problemen bei der Auslieferung seines Hoffnungsträgers Model 3 kämpfen hatte, von dem sich Tesla hohe Stückzahlen verspricht. Tesla-Chef Elon Musk kündigte auch für das zweite Quartal einen Verlust an, der allerdings "signifikant" niedriger ausfallen soll. Erst im zweiten Halbjahr werde des Unternehmen wieder Gewinne ausweisen. "Wenn höhere Auslieferungen und Kostensenkungen sich vollständig auswirken, erwarten wir eine Rückkehr zum Gewinn im dritten Quartal", schrieb Musk in einem in der Nacht zu Donnerstag veröffentlichten Brief an Investoren.
Damit bleibt Musk weiter den Nachweis schuldig, dass er Tesla nachhaltig profitabel machen kann. Haris Anwar, Analyst der Finanzmarktplattform Investing.com, nannte die Prognose für das zweite Quartal "düster". Die Experten des Investmentberaters Evercore ISI sahen sich in ihren Zweifeln bestärkt. "Preissenkungen bei gleichzeitiger Behauptung einer außergewöhnlich hohen Nachfrage wirft Fragen auf", schrieben sie. "Das Hin und Her der letzten Monate um die Tesla-Läden und den Online-Verkauf des Model 3 irritiert die Marktteilnehmer", sagte Frank Schwope von der NordLB. Tesla hatte den Verkauf zunächst komplett ins Internet verlagern wollen, um die Kosten zu senken, machte kurze Zeit später jedoch einen Rückzieher.
Die Aktie von Tesla legte nach der Veröffentlichung der Zahlen nachbörslich zwar leicht zu. Das lag auch daran, dass der Verlust im ersten Quartal nicht aus heiterem Himmel kam, den hatte Tesla bereits angekündigt. Seit Jahresbeginn hat das Papier jedoch 22 Prozent seines Wertes verloren.
SCHRUMPFENDE BARMITTEL
Der Umsatz stieg in den ersten drei Monaten zwar auf 4,5 Milliarden Dollar von 3,4 Milliarden vor Jahresfrist. Im Vergleich zum vorangegangenen Quartal ist das aber ein Rückgang um fast 40 Prozent. Sorgen bereitet Investoren vor allem die gesunkene Liquidität. Die Barmittel des Konzerns verringerten sich im Zeitraum Januar bis März um 1,5 Milliarden Dollar auf 2,2 Milliarden. Den Rückgang begründete Tesla mit einer im März fälligen gewordenen Wandelanleihe von 920 Millionen Dollar. Das Liquiditätspolster schrumpft auch deshalb, weil Tesla viel Geld für die Expansion aufbringen muss, darunter das neue Werk in Shanghai und das kommende Model Y. Analysten spekulieren deshalb schon länger über eine Kapitalerhöhung. Musk befeuerte dies nun, in dem er sagte, es gebe "gewisse Vorteile" einer Kapitalbeschaffung. "Es ist wahrscheinlich der richtige Zeitpunkt", fügte er hinzu und gab damit womöglich einen Hinweis, das eine Kapitalerhöhung unmittelbar bevorstehen könnte.
Für das Gesamtjahr bekräftigte Tesla das Ziel, zwischen 360.000 und 400.000 Fahrzeugen an die Kunden auszuliefern. Die Produktion könne auch auf bis zu 500.000 Einheiten gesteigert werden, wenn die Gigafabrik in Shanghai im vierten Quartal die volle Auslastung erreiche. Musk relativierte jedoch seine Prognose, wonach in der neuen Fabrik bis zum Jahresende 3000 Model 3 pro Woche vom Band laufen sollen. Es würden voraussichtlich 1000 Stück, "vielleicht" auch 2000 Stück, sagte er in einer Telefonkonferenz.
Tesla hatte im ersten Quartal mit Logistikproblemen beim Export zu kämpfen. Mit 50.900 blieb die Zahl der an die Kunden gelieferten Model 3 deutlich hinter den Erwartungen zurück, die schon wegen Einfuhrproblemen in den Häfen Zeebrugge in Belgien und Shanghai gedämpft war. Nach früheren Angaben von Tesla hingen dort Ende März noch mehr als 10.000 verkaufte Fahrzeuge fest. Während damit das wichtige Volumenmodell nicht richtig in Fahrt kam, schwand die Nachfrage nach den älteren Modellen, der Limousine Model S und dem SUV Model X. Dem stemmte sich Tesla mit Preissenkungen entgegen.