Duisburg (Reuters) - Die Arbeitnehmervertreter der Stahlsparte von Thyssenkrupp (DE:TKAG) haben Vorstandschef Heinrich Hiesinger vor Zeitdruck bei den Fusionsverhandlungen mit Tata Steel gewarnt.
"Unser Motto ist: Sorgfalt geht vor Schnelligkeit", sagte der Betriebsratschef von Thyssenkrupp Steel Europe, Tekin Nasikkol, am Donnerstag auf eine Pressekonferenz in Duisburg. Hiesinger solle notfalls die selbstauferlegte Frist für einen Abschluss der Gespräche fallen lassen. Entscheidend sei, dass ein gutes Ergebnis zustande komme. "Wenn Herr Hiesinger mehr Zeit braucht - meinetwegen bekommt er die."
Hiesinger will bis Ende nächster Woche den Aufsichtsrat über die geplante Fusion der Stahlsparte mit Tata abstimmen lassen. Der Manager verhandelt bereits seit über zwei Jahren mit Tata über das Bündnis, mit dem er den zweitgrößten Branchenriesen in Europa hinter ArcelorMittal schmieden will.
WERTLÜCKE NOCH OFFEN - "DIE EINE-MILLION-DOLLAR-FRAGE"
Nasikkol sagte, bislang seien im Laufe des Prozesses immer alle Fragen vom Vorstand zufriedenstellend beantwortet worden. Zwei Fragen seien noch offen. So müsse geklärt werden, wie die Wertlücke geschlossen werden solle, die sich aus der jüngsten Geschäftsentwicklung ergeben habe, die bei Thyssen deutlich positiver als bei Tata war. "Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage". Eine Entscheidung hierzu sei noch offen. Für die Arbeitnehmervertreter sei aber klar, dass das Joint Venture nicht mit noch höheren Schulden belastet werden dürfe. Als weiteren Punkt nannte er, dass die Verhandlungen der Tata-Arbeitnehmervertreter mit dem Management in den Niederlanden und Großbritannien abgeschlossen sein müssten. Es sehe eine große Wahrscheinlichkeit, dass dies noch bis Ende des Monats geschehen könnte.
Andere Punkte seien inzwischen mit Hilfe von Gutachten geklärt worden. So hätten diese belegt, dass die milliardenschweren Pensionsverpflichtungen von Tata in Großbritannien den Stahlkochern in Duisburg nicht vor die Füße fallen könnten. "Das ist eindeutig zufriedenstellend geregelt." Die Pensionen seien gut gedeckt. Im Zweifelsfall müsse nur das britische Werk Port Talbot dafür aufkommen. Ein weiteres Gutachten habe gezeigt, dass das Joint Venture trotz der Schuldenlast von 6,5 Milliarden Euro tragfähig sei. Auch die angestrebten Synergien von 400 bis 600 Millionen Euro seien möglich.
Scharfe Kritik übte Nasikkol am Finanzinvestor und Großaktionär Cevian und dem bei Thyssen eingestiegenen US-Hedgefonds Elliott. Sie drängen auf mehr Profit und sehen erhebliches Verbesserungspotenzial. "Im Kalkül von Cevian oder Elliott kommen die Interessen der Beschäftigten gar nicht vor - da geht es ausschließlich um finanzielle Interessen", kritisierte der Betriebsratschef. Sie seien ungebetene Gäste, Turbokapitalisten, die nicht willkommen seien. "Die sehen für sich fette Beute. Die wollen den Konzern zerschlagen."