💙 🔷 Q3 ohne Big Tech-Power? Diese Blue-Chip-Schnäppchen haben's drauf!Gratis entdecken

Thyssenkrupp blickt Stahlfusion mit Tata entgegen

Veröffentlicht am 11.09.2017, 18:37
© Reuters. The logo of German steel-to-elevators group ThyssenKrupp AG is pictured during the company's annual news conference in Essen
TKAG
-
SZGG
-

- von Tom Käckenhoff und Georgina Prodhan und Christoph Steitz

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Thyssenkrupp (DE:TKAG) sieht trotz des Widerstands der Arbeitnehmervertreter große Chancen für eine Stahlfusion mit dem Konkurrenten Tata Steel.

Die Verhandlungen seien auf der Zielgeraden, sagte ein Sprecher am Montag. Eine Einigung auf eine Absichtserklärung (MoU) für ein Joint Venture könne es noch in diesem Monat geben. Man erwarte dafür die Zustimmung der Gremien. Die Arbeitnehmervertreter kündigten umgehend Widerstand dagegen an. Da auch noch nicht von einer Prüfung der Bücher (Due Diligence) - dem wichtigsten Teil von Verhandlungen - die Rede war, dürften bis zum Abschluss der Fusion noch Monate vergehen. Auch die Kartellbehörden müssen zustimmen.

Eine für Dienstag geplante Aufsichtsratssitzung des Konzerns wurde auf das Wochenende 23./24. September verschoben. "Der Vorstand befindet sich aktuell in Gesprächen über strategische Optionen. Thyssenkrupp verschiebt deshalb die für den 12. September 2017 vorgesehene Sitzung des Aufsichtsrats, um den Aufsichtsrat über den Stand dieser Gespräche adäquat informieren zu können", teilte der Konzern mit.

TATA: HABEN BRITISCHE PENSIONSLASTEN ABGETRENNT

Die Arbeitnehmervertreter gingen umgehend auf die Barrikaden. "Wir lehnen eine Fusion mit Tata ab", sagte der Chef der IG Metall Duisburg-Dinslaken, Dieter Lieske, der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich habe keine Anzeichen von unseren Vertretern im Aufsichtsrat, dass sie einer Fusion zustimmen werden. Wir werden auch keinem MoU zustimmen." Notfalls müsse Aufsichtsratschef Ulrich Lehner von seinem in Pattsituationen doppelten Stimmrecht Gebrauch machen. Die Arbeitnehmervertreter befürchten, dass Tausende Stellen gestrichen und Standorte geschlossen werden könnten.

Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger verhandelt seit anderthalb Jahren über einen Zusammenschluss der Stahlgeschäfte. Zusammen würden sie den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach ArcelorMittal schmieden. Hiesinger will damit dem Problem der Überkapazitäten in der Schwerindustrie begegnen. Er hat dieses Modell anderen vorgezogen. Diskutiert wird auch über eine Abspaltung der Stahlsparte oder eine Deutsche Stahl AG unter Beteiligung von Thyssenkrupp, Salzgitter (DE:SZGG) und Georgsmarienhütte. Salzgitter lehnt dies jedoch ab.

Wichtigste Anteilseigner von Thyssenkrupp sind die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung mit rund 23 Prozent und der schwedische Finanzinvestor Cevian mit etwa 15 Prozent. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, Cevian sei gegen ein Joint Venture, weil dies nicht ausreichend Synergien ermögliche. Stattdessen seien die Schweden für eine Aufspaltung des Konzerns. Bei einer gemeinsamen Ablehnung mit den Arbeitnehmervertretern wären die Pläne Hiesingers gefährdet. Cevian und Thyssenkrupp wollten den Bericht nicht kommentieren.

© Reuters. The logo of German steel-to-elevators group ThyssenKrupp AG is pictured during the company's annual news conference in Essen

SCHEITERN WÄRE NIEDERLAGE FÜR HIESINGER

Thyssenkrupp Steel Europe mit Hauptsitz in Duisburg beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter. Bei Tata Steel sind es 21.500. Ein großes Hindernis für die Fusion waren die 15 Milliarden Euro schweren Pensionslasten von Tata in Großbritannien. Tata hatte hierfür aber kürzlich eine Einigung mit dem Pensionsfonds erzielt. Die Pensionslasten seien nun vom Unternehmen abgetrennt worden, teilte Tata am Montag mit. Die Aktien von Thyssenkrupp legten zeitweise um 3,4 Prozent zu.

Ein Scheitern der Fusion wäre eine Niederlage für Hiesinger. Der ehemalige Siemens-Manager hatte 2011 die Führung des Mischkonzerns übernommen. Er drängt seitdem die Bedeutung des konjunkturanfälligen Stahlgeschäfts zurück und setzt stattdessen auf die stabileren Technologiegeschäfte mit Aufzügen, Anlagen, Autoteilen oder U-Booten. Hiesinger habe an dem Deal mit Tata lange gearbeitet, hatte der Portfolio-Manager von Union Investment, Ingo Speich, Reuters gesagt. "Bisher ist der große Paukenschlag bei Thyssenkrupp ausgeblieben, was die Restrukturierung und die Transformation hin zum Technologiekonzern betrifft. Das ist ein zwingender Schritt, den wir jetzt sehen müssen."

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.