Stockholm (Reuters) - Die Übernahme des schwedischen Bremsenherstellers Haldex durch den Autozulieferer Knorr-Bremse droht zu scheitern.
Da eine Zustimmung der Kartellbehörden für das rund 580 Millionen Euro schwere Vorhaben sehr unwahrscheinlich sei, habe Haldex seine Unterstützung zurückgezogen, erklärte der schwedische Konzern. Man werde sich auch gegen eine Verlängerung der Übernahmefrist durch die schwedische Börsenaufsicht aussprechen. Knorr-Bremse zeigte sich überrascht. "Wir werden die vorgeschlagene Übernahme von Haldex weiter vorantreiben und kurzfristig über die nächsten Schritte entscheiden", sagte eine Sprecherin am Freitag. Die Haldex-Aktie verlor am Freitag 6,6 Prozent auf 106,75 schwedische Kronen. Knorr-Bremse bietet 125 Kronen je Aktie.
Die Unklarheit über den künftigen Haldex-Eigentümer belaste das Unternehmen seit über einem Jahr, beklagte Haldex-Chef Ake Bengtsson. Viele Kunden seien nicht bereit, langfristige Verträge abzuschließen. Eine weitere Verlängerung der Übernahmefrist würde Haldex weiter schädigen, argumentierte Bengtsson. Knorr-Bremse hofft hingegen auf eine erneute Verlängerung der Frist bis zum 9. Februar 2018 durch die schwedische Börsenaufsicht. Bislang läuft sie bis zum 26. September.
Die Schweden bezweifeln aber, dass Knorr-Bremse die Zweifel der Wettbewerbshüter ausräumen kann. Die Europäische Kommission habe bei sechs von acht Haldex-Geschäftsfeldern kartellrechtliche Bedenken angemeldet. "Diese Bereiche machen mehr als die Hälfte unseres Umsatzes aus." Eine Trennung von diesen Geschäftsteilen wäre sehr kompliziert und auch nicht sinnvoll, argumentiert Haldex.
LANGE HÄNGEPARTIE
Der Kampf um die Übernahme des schwedischen Bremsenspezialisten zieht sich seit einem Jahr hin. Im Juli 2016 preschte der Lkw-Zulieferer SAF-Holland mit der Ankündigung einer Offerte vor. Das rief den Friedrichshafener Zulieferer ZF und Knorr-Bremse auf den Plan. Haldex stellte sich zunächst hinter die ZF-Offerte, weil der Konzern bei einer Übernahme durch Knorr-Bremse kartellrechtliche Probleme fürchtete. Doch die Aktionäre wischten die Kartellbedenken zur Seite, ZF scheiterte Anfang Oktober mit seiner Offerte von 120 Kronen je Aktie.
"Wir haben deutlich gesagt, dass wir aus dem Prozess ausgestiegen sind. Das gilt weiterhin", sagte ein ZF-Sprecher am Freitag. Der drittgrößte Autozulieferer der Welt hat seinen 20-prozentigen Haldex-Anteil im Rahmen der Knorr-Bremse-Offerte eingereicht. Die Müncher hatten sich bis zum Ablauf der ursprünglichen Annahmefrist im Dezember mehr als 85 Prozent an Haldex gesichert.