Frankfurt (Reuters) - Als erster Autobauer soll in der laufenden Tarifrunde der Metallindustrie Porsche (DE:PSHG_p) am Donnerstag den Druck von Warnstreiks zu spüren bekommen.
Beschäftigte am Stammsitz von Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen seien zu einer Kundgebung am Donnerstagmorgen aufgerufen, teilte die IG Metall Stuttgart am Mittwoch mit. Die Friedenspflicht, während der keine Arbeitsunterbrechungen erlaubt sind, endete an Silvester. Zu ersten Protesten für die Tarifforderungen der Gewerkschaft kam es in dieser Woche bereits in Niedersachsen, so etwa beim Autozulieferer Bosch in Salzgitter (DE:SZGG). Bundesweit soll die Warnstreikwelle am Montag anrollen und sich steigern, bis die dritte Verhandlungsrunde im Tarifbezirk Baden-Württemberg am 11. Januar in Böblingen beginnt.
Der frühzeitige Warnstreik bei Porsche stieß auf scharfe Kritik des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall. Streiks dürften nur das letzte Mittel sein, wenn Verhandlungen zu keinem Ergebnis führten, erklärte Geschäftsführer Peer-Michael Dick. "Dass nun die Beschäftigten bereits vor den angekündigten Warnstreiks ab 8. Januar die Arbeit niederlegen, ist daher unverantwortlich und belastet die weiteren Verhandlungen unnötig." Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück erklärte, die Haltung der Arbeitgeber provoziere die Belegschaft. Die Metall- und Elektroindustrie habe noch nie zuvor so viel Gewinn gemacht.
Nach den ersten beiden Verhandlungsrunden lagen die Tarifparteien bei der Lohnforderung noch weit auseinander: Die IG Metall fordert für die größte deutsche Industriebranche mit ihren rund 3,9 Millionen Beschäftigten sechs Prozent mehr Lohn ab Januar bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber boten zwei Prozent Lohnerhöhung ab 1. April an sowie 200 Euro Einmalzahlung für die ersten drei Monate des Jahres. Beim Thema Arbeitszeit sind Gewerkschaft und Arbeitgeber auf Konfrontationskurs. Die IG Metall will ein individuelles Recht auf eine zweitweise Arbeitszeitverkürzung auf 28 Wochenstunden durchsetzen und fordert Zuschüsse für Arbeitnehmer, die weniger arbeiten, um Angehörige zu pflegen oder Kinder zu betreuen. Die Unternehmen pochen dagegen auf die Möglichkeit, mehr Beschäftigte als bisher länger als 35 Wochenstunden ohne Zuschläge arbeiten zu lassen.
Die IG Metall plant neben stundenweisen Arbeitsniederlegungen erstmals auch ganztägige Warnstreiks schon vor einem Scheitern von Verhandlungen, was die Unternehmen angesichts der brummenden Konjunktur empfindlich treffen würde.