Das heftig kritisierte Werbevideo des Geflügelproduzenten Wiesenhof mit Anspielungen auf das Model Gina-Lisa Lohfink hat die Beschwerdezahlen beim Deutschen Werberat in die Höhe getrieben. Im ersten Halbjahr seien insgesamt 1545 Beschwerden eingegangen, davon rund 1000 gegen das vom Werberat als "entwürdigend und diskriminierend" beanstandete Wiesenhof-Video, wie das Gremium am Montag mitteilte. Insgesamt nahm der Werberat demnach in der ersten Jahreshälfte 365 Werbemaßnahmen unter die Lupe.
In 142 Fällen war die Selbstkontrolleinrichtung demnach letztlich nicht zuständig, in 161 Fällen wurde die Beschwerde als unberechtigt eingestuft. 37 Werbemaßnahmen wurden eingestellt, in zehn Fällen wurde die Werbung geändert. Gegen 15 Unternehmen sprach der Werberat eine öffentliche Rüge aus - darunter elf wegen Geschlechterdiskriminierung. Die anderen wurden wegen Gewaltverherrlichung, Altersdiskriminierung, Diskriminierung von Flüchtlingen und wegen Verstößen gegen Ethik und Moral erteilt.
Im Vorjahreszeitraum waren nur sieben Unternehmen gerügt worden. Bei mehr als drei Millionen werbenden Unternehmen sei die Zahl der Rügen aber auch in diesem Jahr "äußerst gering", betonte die Geschäftsführerin des Werberats, Julia Busse. Über den Werberat können sich Verbraucher gegen Inhalte von Werbung wehren, wenn Anzeigen, Spots oder Plakate als anstößig wahrgenommen werden.