Uniper (ETR:UN01) (WKN: UNSE01) entstand 2016 durch die Abspaltung von E.ON (ETR:EONGn) (WKN: ENAG99). Das Geschäft konzentriert sich hauptsächlich auf die traditionellen Stromerzeugungsformen wie Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke. Zuvor hatte E.ON infolge der politischen Abkehr von Atomkraftwerken über Jahre hohe Verluste erlitten und stieß das Geschäft deshalb ab.
Verlustreiches Uniper-Geschäft 2018 fand sich schließlich die finnische Fortum (ETR:FUM1V) (WKN: 916660), die 78 % der Anteile übernahm. Doch Uniper bündelt alle Erzeugungsformen, die zukünftig politisch nicht mehr gewünscht sind, und besaß deshalb bereits bei Gründung, langfristig gesehen, eine schlechte Perspektive. Im Zeitraum 2013 bis 2021 verbuchte das Geschäft in sieben von neun Jahren einen Verlust. Dies ist der erste Punkt, der gegen die Aktie spricht.
Achillesferse Erdgasabhängigkeit Erdgas wird als Brückenlösung hin zur vollständigen erneuerbaren Energieversorgung gesehen und so sind viele gewerbliche und etwa 50 % aller deutschen Privatheizungen auf Erdgas ausgerichtet. Dies allein stellt schon eine hohe Abhängigkeit dar. Zudem wurde bisher ein Großteil des Bedarfs durch russisches Gas gedeckt, dass nun fast vollständig wegfällt.
Uniper entstand so im ersten Halbjahr 2022 ein Verlust von -12,4 Mrd. Euro. Ohne staatliche Unterstützung (Steuergelder) wäre der Energieerzeuger bereits insolvent.
Wenn Russland den Gashahn komplett schließt, könnte es allerdings kurzfristig noch schlimmer kommen. In diesem Fall würde der europäische Erdgaspreis noch weiter steigen und wahrscheinlich unerschwinglich werden.
Uniper muss aber auch sein Russland-Geschäft abschreiben, das russische Konzerne nun wahrscheinlich für einen Symbolpreis übernehmen. Hinzu kommt ein Verlust von 2,7 Mrd. Euro, der durch eine Nord-Stream-2-Beteiligung entstand.
Uniper ist hoch verschuldet Unternehmen, die wenig rentabel sind, sind meist hoch verschuldet. Dies trifft auch auf Uniper zu. Der Konzern besaß Ende Juni 2022 3.072 Mio. Euro an liquiden Mitteln. Dem standen allerdings langfristige Schulden in Höhe von 74.055 Mio. Euro gegenüber. Das Eigenkapital weist derzeit einen Fehlbetrag von -4.505 Mio. Euro auf. Ein weiterer Punkt, der gegen die Aktie spricht.
Keine Dividende Eine Dividendenzahlung fällt hier wahrscheinlich ebenfalls für längere Zeit aus.
Ab 2023 könnte sich die Lage bessern Ab Oktober 2022 müssen die Bürger die gesammelten politischen Fehlleistungen über höhere Rechnungen ausgleichen. So gesehen könnte Uniper ab 2023 wieder ein besseres Ergebnis erzielen. Doch ein Gewinn ist auch dann unwahrscheinlich.
Nach einer Phase extrem stark steigender Erdgaspreise, könnte ab 2023 Entspannung einsetzen. Dann nehmen voraussichtlich erste LNG-Terminals ihren Betrieb auf, wodurch das Angebot wieder steigt. Zudem soll durch eine Pipeline zwischen Spanien und Frankreich eine weitere Erdgas-Anbindung erfolgen.
Ab 2023 steht Uniper so wahrscheinlich wieder genügend Erdgas zur Verfügung. Zwar bleiben die Preise für alle entsprechenden Bereiche für die Bürger so auf einem hohen Niveau, aber sie werden voraussichtlich über höhere Löhne ausgeglichen.
Uniper strebt ab 2024 wieder Gewinne an. Sobald genügend alternative Erdgaslieferanten vorhanden sind, könnte sich die Lage normalisieren. Doch eine vollständige Unternehmenserholung nimmt wahrscheinlich längere Zeit in Anspruch.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2022