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Vodafone greift mit Milliardendeal Deutsche Telekom an

Veröffentlicht am 10.05.2018, 10:59
Aktualisiert 11.05.2018, 02:20
© Reuters. FILE PHOTO:  A Vodafone logo is seen on a mobile internet dongle in this photo illustration
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- von Nadine Schimroszik und Paul Sandle

London/Berlin (Reuters) - Vodafone (LON:VOD) setzt mit einer milliardenschweren Übernahme die Deutsche Telekom (DE:DTEGn) auf dem Heimatmarkt unter Druck.

Für 18,4 Milliarden Euro wollen die Briten einen Großteil des Europa-Geschäfts von Liberty Global kaufen und damit künftig die beiden größten Kabelnetzbetreiber in der Bundesrepublik vereinen. Neben der deutschen Tochter Unitymedia schluckt der weltweit zweitgrößte Mobilfunker auch die Aktivitäten in der Tschechischen Republik, Ungarn und Rumänien. Der Megadeal wurde am Mittwoch offiziell, als die Telekom gerade ihre Quartalsbilanz veröffentlicht hatte. Telekom-Chef Timotheus Höttges kündigte umgehend an, gegen das "wettbewerbsverzerrende" Vorhaben des Erzrivalen zu kämpfen, damit der ehemalige Staatsmonopolist aus Bonn nicht benachteiligt werde. Die Telekom stemmt ihrerseits gerade die größte Transaktion in der Firmengeschichte: Die US-Tochter T-Mobile US will den kleineren Rivalen Sprint übernehmen.

Branchen-Experte Torsten Gerpott, Wirtschaftsprofessor an der Universität Duisburg-Essen, kommentierte die Reaktion von Höttges mit einem Augenzwinkern: "Hier geht jetzt bei einer Übernahme nahezu das Abendland unter, während es in den USA nicht weiter schlimm ist, wenn ein Akteur vom Markt verschwindet." Vodafone-Aktien legten 1,4 Prozent zu und halfen damit auch dem britischen Leitindex FTSE auf die Sprünge. Für die Telekom ging es dagegen deutlich nach unten, mit einem Minus von zwei Prozent waren die Aktien größter Verlierer im Dax. Gerpott sieht allerdings keinen Grund, warum Anleger die Telekom abschreiben sollten: "Durch die Übernahme wird mitnichten der gesamte Markt aufgerollt. Das Geschäft der Telekom wird etwas schwerer werden, den Konzern aber nicht aus der Kurve werfen."

Zusammen mit Unitymedia könnte Vodafone künftig über ein Fernsehkabelnetz verfügen, das mehr als zwei Drittel aller Haushalte in der Bundesrepublik erreicht. Vodafone rechnet damit, den Deal bis Mitte nächsten Jahres über die Bühne zu bringen. Ob die Transaktion letztlich durchgeht, hängt aber von der EU-Kommission ab. Wegen der Größe der Übernahme - es ist der größte Deal von Vodafone seit dem Ausstieg aus dem US-Geschäft 2014 - sind die Wettbewerbshüter in Brüssel wie bereits bei der Übernahme von Kabel Deutschland vor fünf Jahren verantwortlich.

Liberty-Chef Mike Fries gab sich zuversichtlich, dass die Regulierer letztlich grünes Licht geben und sagte, auch zusammen seien Vodafone und Liberty nur halb so groß wie die Telekom. Die Analysten vom Bankhaus Lampe haben mehr Bedenken. Ihrer Einschätzung nach könnten die Behörden, die Unternehmen zu Zugeständnissen zwingen, die dem Deal letztlich einen großen Teil seines Wertes raubten.

ALLES AUS EINER HAND

Telekomkonzerne rund um den Globus setzen seit einiger Zeit angesichts hoher Investitionen in den Ausbau der Netze auf Zusammenschlüsse. Um Kunden zu binden, bieten zudem fast alle Akteure Mobilfunk- und Festnetzangebote aus einer Hand an. Die Telekom stemmte dafür unter anderem in Österreich den Kauf der Sparte UPC Austria vom Kabelnetzbetreiber Liberty Global, der nun in Deutschland an die Briten verkauft. Vodafone-Chef Vittorio Colao will seinen Konzern mit dem Zukauf "zum ersten wirklich konvergierten europaweiten Champion" machen. Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter sagte: "Mit dem Zusammenschluss machen wir der Telekom erstmals echten Wettbewerb, weil wir einen zweiten, starken Infrastrukturwettbewerber schaffen. Damit kommt eine ganz neue Dynamik in den Ausbau, in Preise, und in Innovationen."

© Reuters. FILE PHOTO:  A Vodafone logo is seen on a mobile internet dongle in this photo illustration

Vor allem beim Breitbandausbau und dem schnellen Internet gibt es in Deutschland Nachholbedarf. Hier wird der Telekom seit Jahren vorgeworfen, zu wenig zu investieren. Die frische Konkurrenz könnte die Telekom vielleicht dazu veranlassen, mehr Geld in die Hand zu nehmen, sagen Experten.

Vodafone ist bislang nicht in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg aktiv, wo Unitymedia ausschließlich tätig ist. Deutschland ist für Liberty Global nach Großbritannien der zweitgrößte Markt. Im ersten Quartal legte der Umsatz von Unitymedia, die hierzulande rund 2500 Mitarbeiter beschäftigen, um neun Prozent auf mehr als 636 Millionen Euro zu. Die Synergien durch den Zukauf veranschlagen die Briten mit jährlich 535 Millionen Euro - allerdings ohne Aufwendungen für die Integration der Liberty-Aktivitäten.

Während die Telekom in den USA auf das grüne Licht der dortigen Regulierer für den T-Mobile US/Sprint-Deal wartet, läuft das Tagesgeschäft eher schleppend. Im ersten Quartal litt der Konzern vor allem unter der Euro-Stärke, die dafür verantwortlich war, dass der Umsatz um fast vier Prozent auf 17,9 Milliarden Euro zurückging. Wegen des US-Geschäfts ist die Telekom von Wechselkurseffekten besonders betroffen. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) blieb trotz eines Einbruchs in der schwächelnden Großkundensparte T-Systems stabil bei 5,55 Milliarden Euro. Die Bonner rechnen nun im Gesamtjahr mit einem bereinigten Betriebsergebnis von 23,3 Milliarden Euro statt bisher 23,2 Milliarden. Im Vorjahr war die Telekom auf 22,45 Milliarden Euro gekommen.

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