Im Volkswagen-Stammwerk Wolfsburg werden nächste Woche keine Golf-Autos gebaut. Die Produktion ruhe ab der Frühschicht am Montag und die gesamte Woche lang, sagte ein Unternehmenssprecher am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Hintergrund ist der Streit des Konzerns mit zwei Firmen, die ihre Lieferungen eingestellt haben. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) warnte vor dramatischen Folgen, falls der Streit nicht bald endet.
Die Firmen Car Trim und ES Automobilguss lieferten bisher Sitzbezüge und Getriebeteile an Volkswagen (DE:VOWG). Obwohl das Braunschweiger Landgericht die Firmen per einstweiliger Verfügung dazu verpflichtet hat, ihre vertraglichen Leistungen zu erfüllen, gibt es weiterhin keinen Nachschub für Volkswagen. Die ES Automobilguss legte laut Gericht Widerspruch gegen die Verfügung ein, die Car Trim, die zur gleichen Muttergesellschaft gehört, kann demnach noch Berufung beim Oberlandesgericht einlegen.
Durch die fehlenden Bauteile wird die Produktion in mehreren deutschen Volkswagen-Werken beeinträchtigt. Für Emden, wo der VW Passat gebaut wird, beantragte Volkswagen Kurzarbeit. Mit Wolfsburg ist auch das größte Volkswagen-Werk betroffen. Im vergangenen Jahr wurden dort rund 815.000 Fahrzeuge produziert, davon fast 500.000 Golf und Golf Sportsvan. Dem Volkswagen-Sprecher zufolge fallen bereits an diesem Wochenende bestimmte "Teilezulieferungen" im Wolfsburger Werk aus.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Lies sagte am Samstag im Radiosender NDR Info, noch sei der Konflikt mit den Zulieferern in einer Phase, "wo wir mit Beginn der Kurzarbeit in Emden und der drohenden Kurzarbeit in anderen Standorten reagieren können". Doch wenn sich der Streit noch lange hinziehe, "mag ich über die Auswirkungen, die das hat, noch gar nicht nachdenken. Mir ist noch gar nicht klar, wie wir dem dann begegnen wollen."
Lies mahnte die Verantwortlichen, nach einer Lösung zu suchen. Er erwarte, dass die Sache "nicht auf dem Rücken der Beschäftigten weiter ausgetragen wird". "Tausende von Menschen" machten sich jetzt Sorgen um ihre Arbeitsplätze.
Zum Hintergrund des Konflikts sagte Lies, es gehe "um einen Auftrag oder Aufträge", die Volkswagen gekündigt habe. Dies sei seiner Meinung nach ein "normaler Prozess, der eigentlich zwischen Zulieferer und Automobilhersteller reibungslos abgearbeitet werden sollte". Die Eskalation sei umso erstaunlicher, als dass Volkswagen mit ES Automobilguss schon seit 30 Jahren zusammenarbeite.
Der Konzern bereitet sich darauf vor, hart gegen die Zulieferer durchzugreifen. Volkswagen stellte beim Landgericht Braunschweig bereits mehrere Anträge, bei einer fortgesetzten Lieferverweigerung Ordnungsgeld, Ordnungshaft oder "Ermächtigung zur Ersatzvornahme" anzuordnen. Letzteres könnte zu einer Beschlagnahmung der benötigten Teile führen. Über die Anträge ist noch nicht entschieden.